Tod einer Politikerin unter Korruptionsverdacht

Die 68-jährige spanische Abgeordnete Rita Barberá erlag am Mittwoch einem Herzinfarkt, nachdem sie am Montag vom Untersuchungsrichter verhört worden war. Der konservativen Ex-Bürgermeisterin von Valencia werden Veruntreuung öffentlicher Gelder, illegale Parteienfinanzierung und Geldwäsche vorgeworfen. Spaniens Presse kritisiert den Umgang der Parteien mit dem Tod der Politikerin.

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El Periódico de Catalunya (ES) /

Zwischen Lobhudelei und fehlendem Respekt

Der Tod der 68-jährigen konservativen Politikerin Rita Barberá hat ein paar typisch spanische Schwächen offenbart, beobachtet El Periódico de Catalunya:

„Zum Beispiel, dass Tote über den Klee gelobt werden, auch wenn sie zu Lebzeiten harsch kritisiert wurden. Die Lobhudelei in den Reihen ihrer Partei war ziemlich unglaubwürdig. ... Schlimmer noch ist der Versuch einiger PP-Politiker und sogar des Justizministeriums, eine Verbindung herzustellen zwischen dem Druck durch gerichtliche Ermittlungen und dem Tod der Politikerin. ... Genauso verwerflich war das Verhalten der Abgeordneten von Podemos, die sich gestern weigerten, an der Schweigeminute im Parlament teilzunehmen. Weder die Zugehörigkeit zu unterschiedlichen politischen Lagern noch die Unnachgiebigkeit bei Korruption rechtfertigen so etwas. ... Die neue Politik darf nicht den Fehler begehen, jene Unversöhnlichkeit zu zeigen, die sie eigentlich bekämpfen wollte.“

El Mundo (ES) /

Korruption nicht verharmlosen

Das schlechte Gewissen einiger Politiker ist allerdings fehl am Platz, meint El Mundo:

„Weil Barberá sich geweigert hatte, ihre parlamentarische Immunität aufzugeben als der Oberste Gerichtshof gegen sie ermitteln wollte, zwang sie ihre Partei [PP] zum Austritt. Gestern wurden Stimmen laut, aus denen das schlechte Gewissen sprach: Persönlichkeiten wie [Ex-Präsident José María] Aznar bedauerten, dass Barberá ausgeschlossen und allein gelassen wurde. Man debattierte darüber, wie ungerecht es sei, Menschen in den Medien vorzuverurteilen. Die PP täuscht sich, wenn sie jetzt die Messlatte für politische Verantwortung niedriger hängen will. Spanien ist von einer so dicken Schicht der Korruption überzogen, dass das politische System gefährdet ist. Politiker müssen Vorbilder sein und aus der ersten Linie zurücktreten, wenn es handfeste Verdachtsmomente gibt.“