Was wird aus Europas Währung?

Er ist Zahlungsmittel in 19 Ländern und für rund 340 Millionen Menschen. Er wurde skeptisch beäugt oder als Beweis für die europäische Einigung gefeiert. Er war harten Belastungsproben ausgesetzt und steht seit Jahren für die gleichnamige Krise. Doch Tatsache ist auch: 15 Jahre nach seiner Einführung am 1. Januar 2002 gibt es den Euro immer noch. Wie geht es mit der Gemeinschaftswährung weiter?

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De Standaard (BE) /

Neue Belastungsprobe im Superwahljahr

Der Euro droht in diesem Jahr unter großen Druck zu geraten, warnt De Standaard:

„Die Ära der extrem niedrigen Zinsen geht zu Ende. Die Zinssätze stehen zurzeit in keinem Verhältnis zur Höhe der Staatsschuld in vielen Euroländern. Wenn der Preis des geliehenen Geldes steigt, ist die Frage wieder aktuell, wer in der Lage ist, ihn zu bezahlen. Beim Ausbruch der Finanzkrise hatten die Märkte die Entschlossenheit der europäischen Führer unterschätzt, den Euro um jeden Preis zu verteidigen. Aber inzwischen dauert die Verteidigung bereits so lange, dass sie eine Selbstverständlichkeit zu sein scheint. Vielleicht überschätzen die Märkte jetzt die Stabilität des schützenden Konstrukts. Außerdem kann der Euro in diesem für Europa wichtigen Wahljahr das ideale Angriffsziel werden für diejenigen, die den Wählern vorgaukeln, sie könnten mehr Macht über ihr eigenes Schicksal erhalten. Der Eifer, die Währung mit besseren Vereinbarungen und Strukturen zu stützen, hat abgenommen.“

El Mundo (ES) /

Gemeinsame Wirtschaftspolitik fehlt noch immer

El Mundo nimmt den Jahrestag der Euro-Einführung zum Anlass, eine gemeinsame Wirtschafts- und Finanzpolitik der EU zu fordern:

„Entgegen aller pessimistischen Vorhersagen wird der Euro nicht verschwinden, weil die Einheit nach wie vor der beste aller Wege ist. Aber wie wir schon häufiger warnten, ist das Projekt noch immer unvollständig: Eine gemeinsame Währung braucht eine gemeinsame Wirtschaftspolitik. Deswegen ist es unerlässlich, dass die Mitgliedsstaaten ihre Fiskal- und Finanzunion vorantreiben. Denn es hat sich gezeigt, dass es zum Beispiel nicht funktioniert, mit einer einheitlichen Währungspolitik extrem divergierende Steuersysteme zu steuern. Es ist notwendig, einen gemeinsamen Rahmen für das Bankensystem zu schaffen sowie ein europäisches Finanzministerium, welches alle Kompetenzen eines nationalen Finanzministeriums, einschließlich der Befugnis Staatsanleihen auszugeben, vereint.“