Manuel Valls will Macron wählen

Frankreichs Ex-Premierminister Manuel Valls hat angekündigt, bei der Präsidentschaftswahl für den parteilosen Kandidaten Emmanuel Macron zu stimmen. Damit wolle er einen Sieg Marine Le Pens verhindern. Dass sich Valls damit vom Kandidaten seiner eigenen Partei, dem Sozialisten Benoît Hamon, abwendet, bringt einige Kommentatoren auf die Palme. Andere glauben, dass Valls das einzig Richtige tut.

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Le Monde (FR) /

So nicht, Monsieur Valls!

Mit seiner Ankündigung torpediert Valls das Vorwahl-Ergebnis seiner Partei, empört sich eine Gruppe von Wissenschaftlern, Journalisten und Künstlern, die den ehemaligen Premier in Le Monde direkt ansprechen:

„Diese totale Missachtung, die Sie dem Bürgervotum entgegenbringen, ist inakzeptabel. Nur weil Benoît Hamon nicht das 'Reformertum' verkörpert, das Sie anpreisen, beanspruchen Sie das Recht, die von knapp 1,2 Millionen linken Wählern geäußerte Meinung einfach wegzuschnipsen? … Es ist absolut paradox, dass Sie sich im Namen demokratischer Werte entscheiden, das Prinzip der demokratischen Abstimmung, die Benoît Hamon formal zum Kandidaten der gesamten Linken und der Grünen erkoren hat, mit Füßen zu treten. … Benoît Hamon zu unterstützen, bedeutet vor allem, die Wähler und den Sinn der Demokratie zu respektieren. Das nennt man Loyalität. Und in der Politik ist Loyalität der letzte Schutzwall gegen Populismus.“

Slate (FR) /

Die Zeit der Linken ist vorbei

Warum es folgerichtig ist, dass Valls nun Macron und nicht den Kandidaten seiner Partei unterstützt, erklärt Slate:

„So wie Valls zieht auch Macron die Lehren aus zahlreichen Sackgassen. Hätte die Linke mit ihrer Blockadehaltung es geschafft, den Kapitalismus zu verändern, hätten wir das mitbekommen. Macron zieht einen Strich unter die wortreiche Utopie. Er ist nicht der Erste, aber er scheint sich seiner Sache sicherer als Andere, er wirkt nicht so, als müsse er sich verbiegen. Er ist nicht einfach der Komplize der Kapitalisten. ... Valls hat seine Gründe. Er ist umso härter, als dass die Linke in der Vergangenheit Schlimmstes toleriert hat. ... Er bricht also mit ihr - und das zu Recht. Macron und Valls unterscheiden sich in ihrem Temperament und ihrer Ambition. Gemeinsam oder getrennt sagen sie der Linken jedoch, dass sie am Ende ist. Ihre Zeit war nur eine lange Reihe von Irrtümern und Fehlern und nun ist sie vorbei.“