Initiative gegen Homo-Ehe in Rumänien

In Rumänien steht eine Bürgerinitiative für ein Verbot der Homo-Ehe kurz vor dem Erfolg: Eine der beiden Kammern des Parlaments billigte am Mittwoch mit großer Mehrheit die Forderung nach einer Verfassungsänderung per Referendum. Demnach soll die Ehe künftig als Verbindung zwischen Mann und Frau definiert werden. Die Zustimmung der anderen Kammer steht noch aus. Die rumänische Presse ist bei dem Thema genauso gespalten wie das Land selbst.

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Adevărul (RO) /

Bürger erster und zweiter Klasse

Bestürzt über die Entscheidung zeigt sich Aktivist Vlad Viski auf dem Blogportal Adevărul:

„Der heutige Tag wird in die Geschichte eingehen, als der Tag, an dem die Abgeordneten parteiübergreifend einer Initiative grünes Licht gaben, die die Bürger in eine erste und zweite Klasse teilt. Für die Parlamentarier zählten weder die Appelle der LGBT-Gemeinschaft, noch das logische Argument, dass Minderheiten in jedem Rechtsstaat geschützt werden sollten. Wir sind leider weiterhin extrem weit davon entfernt, eine funktionierende Demokratie zu sein, die europäischen Werte sind bei uns reine Rhetorik, nie Praxis. … Heute haben 70 Prozent der Abgeordneten mir und anderen gesagt, dass ich falsch bin und politisch nicht für sie zähle. Und dass sie bereit sind, die fundamentalen Rechte, die mir laut Verfassung garantiert werden müssten, in den Mülleimer zu werfen.“

Deutsche Welle (RO) /

Traditionelle Ehe muss verteidigt werden

Der rumänische Dienst der Deutschen Welle hingegen rechtfertigt die Entscheidung der Abgeordnetenkammer:

„Die Verteidiger der Institution der traditionellen Ehe wollen dieses Privileg und diese soziale Errungenschaft bewahren - nicht unbedingt für sich persönlich, sondern im Dienste eines gesellschaftlichen Modells. Wenn wir meinen, dass Europa mit seinen jüdisch-christlichen Fundamenten eine Zivilisation geschaffen hat, die Wertschätzung verdient, dann sollten wir auch zugestehen, dass die Familie einen Hauptanteil daran hat. … Hier geht es nicht um unterdrückende Mehrheiten und unterdrückte Minderheiten, sondern um den Kampf um ein Statussymbol, von dem die homosexuelle Gemeinschaft praktisch nichts hat, außer, dass sie auf Kosten einer uralten Institution das Gefühl eines Sieges erlangen will. Schon jetzt durchläuft die traditionelle Ehe eine tiefe Krise, doch wenn wir nun auch noch die gleichgeschlechtliche Ehe legalisieren, machen wir erstere völlig irrelevant.“