Eklat bei Gedenken an griechische SS-Opfer

Während eines Gedenkakts für die Opfer eines SS-Massakers im griechischen Distomo ist es zu einem Eklat gekommen: Als der deutsche Botschafter einen Kranz niederlegen wollte, stellte sich ihm die frühere Parlamentspräsidentin Konstantopoulou entgegen und forderte von Deutschland Kriegsreparationen. Der 94-jährige Widerstandskämpfer Manolis Glezos nahm daraufhin den Botschafter bei der Hand und half ihm, den Kranz niederzulegen. Kinder der Täter seien nicht für die Taten ihrer Eltern verantwortlich, sagte Glezos. Griechenlands Presse ist zu dem Vorfall geteilter Meinung.

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Protagon.gr (GR) /

Griechenlands Gesellschaft verkommt

Der Vorfall zeigt, dass Griechenland zu einem Land ohne Regeln geworden ist, schimpft der Professor für Rechtsphilosophie Aristides Ηatzis im Webportal Protagon:

„Stellen Sie sich vor, es wäre nicht ein Mann mit der Geschichte und dem Prestige von Manolis Glezos vor Ort gewesen. Glezos hat den Schein gewahrt und mir fällt keine andere Person ein, der das gelungen wäre. Aber genau hier liegt das Problem, denn wir hatten dieses Mal einfach Glück. ... In einem Land ohne Regeln (denn Regeln gibt es nicht, wo sie nicht umgesetzt werden) herrscht das Gesetz der Brutalität. Das ist eine vormoderne Gesellschaft und kein moderner Rechtsstaat. ... Wenn es keine Regeln gibt, hat man eine Gesellschaft der Willkür, der Gewalt, des Mobbings und der Gleichgültigkeit. Eine unzivilisierte Gesellschaft.“

Blog Pitsirikos (GR) /

Deutschland muss endlich zahlen

Blogger Pitsirikos dagegen verteidigt die Forderungen der Linkspolitikerin Konstantopoulou:

„Das Argument von Glezos ist ein Witz. Deutschland ist ein Staat, kein Kind. Es ist eine zwischenstaatliche Angelegenheit. Bevor man Konstantopoulou für ihre Haltung bei der Veranstaltung in Distomo kritisiert, muss man sagen, dass Deutschland an Griechenland noch keine Kriegsreparationen gezahlt hat. ... In 73 Jahren hat keine einzige griechische Regierung [mit Nachdruck] von Deutschland Kriegsreparationen gefordert. Anstatt dass dies das Thema der Debatte ist - in einem Land, das nun wieder von den Deutschen besetzt ist - diskutiert man über Konstantopoulou. Nächstes Jahr soll sie mit einem Päckchen Pralinen den Herrn Botschafter empfangen, dann bekommt sie einen Platz im Herzen ihrer Kritiker.“