Sollen Diesel und Benziner verboten werden?

Ein Land nach dem anderen wirft Diesel- und Benzinmotoren auf den Schrotthaufen der Geschichte: Paris, Madrid, Athen und Helsinki wollen sich bis 2025 davon verabschieden, London plant ein Verbot von deren Produktion ab 2040. In Deutschland hat der Kartellverdacht gegen Autobauer die Debatte weiter angefacht. Doch Kommentatoren halten Verbote aus unterschiedlichen Gründen für unangebracht.

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Süddeutsche Zeitung (DE) /

Anmaßend und weltfremd

Das Ende einer Technologie darf von der Politik nicht angeordnet werden, findet die Süddeutsche Zeitung:

„Ein gesetzliches Verbot, erst recht unter Angabe einer Jahreszahl, ist nicht nur anmaßend, es ist weltfremd. Politiker, die sich darauf kaprizieren, binden ihre Kräfte an der falschen Stelle und zum falschen Zeitpunkt. Gewiss, die Zukunft fährt alternativ - nur braucht das noch seine Zeit. ... Niemand weiß, wie die Zukunft des Autos genau aussehen wird. Nach aller Erfahrung wird es am Ende womöglich einen Mix aus allem geben: Elektro, Hybrid, Gas und wohl auch weiter Benzin und Diesel. Ein Verbot ... wäre angesichts der Komplexität der Dinge ganz sicher ein ganz falsches Signal.“

Irish Examiner (IE) /

Nicht auf das falsche Pferd setzen

Irlands Grüne fordern, dass ihr Land noch früher Diesel- und Benzinautos verbietet als Großbritannien, das ein Verbot ab 2040 anstrebt. Das ist nicht umsetzbar, meint Irish Examiner:

„Wenn wir dem Beispiel Großbritanniens folgen, würde uns das oberflächlich betrachtet helfen, von fossilen Brennstoffen weniger abhängig zu sein - aber nur dann, wenn die verwendete Elektrizität durch saubere Energie erzeugt wird. ... Leichter erreichbar wären folgende zwei Ziele: Erstens, die Haupteisenbahnlinien in Irland, die derzeit noch alle mit Diesel betrieben werden, zu elektrisieren. Zweitens dass, wie von der Regierung in einem speziellen Plan angestrebt, ab 2030 nur noch Elektroautos neu verkauft werden dürfen.“

De Telegraaf (NL) /

Umweltschutz nicht nur für Reiche

In der ganzen Diskussion darf nicht vergessen werden, dass umweltfreundliche Mobilität preisgünstig sein muss, mahnt De Telegraaf:

„Die heutigen Fahrzeuge sorgen für eine Verschlechterung der Luftqualität. Außerdem werden die fossilen Brennstoffe irgendwann zu Ende gehen. Doch wir könnten die heutigen Reserven effizienter nutzen, wenn wir Autos entwickeln, die um ein Vielfaches weniger Benzin oder Diesel verbrauchen. Man kann auf mehreren Wegen zu einem umweltfreundlicheren und sparsameren Fuhrpark kommen. Entscheidend ist, dass breite Schichten der Bevölkerung in der Lage sind, sich für einen redlichen Preis fortzubewegen. Teure Lösungen für die Umwelt- und Energieprobleme gibt es genug: Nun muss die Autoindustrie mit Alternativen für die Masse kommen.“