Kriminalität in Schwedens Vorstädten

Aufgrund zunehmender Kriminalität verlassen immer mehr Geschäftsinhaber Stockholmer Vororte. Das geht aus einem aktuellen Bericht der Stockholmer Handelskammer hervor. Wie müssen schwedische Behörden und Medien auf die Gewaltexzesse reagieren?

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Svenska Dagbladet (SE) /

Gewalt ist Gefahr für das ganze Land

Sicherheitskräfte müssen der im Bericht beschriebenen Entwicklung konsequent entgegengetreten, fordert Svenska Dagbladet:

„Der Bericht zeigt, dass Probleme mit den richtigen Maßnahmen erfolgreich angegangen werden können. So etwa in der Gemeinde Södertälje, wo ein ausdauernder Polizeieinsatz zu Verurteilungen sowie zu Gefängnisstrafen für eine Vielzahl von Schwerkriminellen führte. Die negativen Entwicklungen müssen durchbrochen werden. Orte, in denen Unternehmer Restaurants und Geschäfte schließen, ob als zeitlich begrenzte Protestaktion oder auf Dauer, werden auf lange Sicht jenes Sicherheit schaffende Milieu verlieren, das Entwicklung ermöglicht. Das gleiche gilt für ein ganzes Land. Ohne funktionierendes Unternehmertum bleibt es stehen.“

Dagens Nyheter (SE) /

Gesetzlosigkeit wurde zu lange romantisiert

Dass die Gesellschaft zu lange die Augen vor der Kriminalität verschlossen hat, führt die Tageszeitung Dagens Nyheter auch auf den eigenen Berufsstand zurück:

„Leider hat es in der Medien- und Kulturwelt lange die Tendenz gegeben, Kriminalität in den Vororten zu romantisieren. Es wurde ein Bild gezeichnet, wonach die Präsenz von Polizei die Ursache des Problems sei und nicht das Gegenmittel: Die Jugendlichen fühlten sich von der Polizeipräsenz und der Enttäuschung über die Gesellschaft dermaßen provoziert, dass ihnen nichts anderes übrig bleibe, als Krankenwagen mit Steinen zu bewerfen und Autos anzuzünden. Es ist an der Zeit, auf die Unternehmer und auf die Mehrheit der Einwohner in den Vororten zu hören. Und nicht auf jene, die Gesetzlosigkeit romantisieren und sich am wohlsten fühlen, wenn die Polizei außer Reichweite ist.“