Proteste gegen Handel mit Flüchtlingen in Libyen

Ein CNN-Video mit Bildern einer mutmaßlichen Sklavenauktion von Migranten in Libyen hat die Öffentlichkeit aufgerüttelt. Seit mehreren Tagen demonstrieren nun in verschiedenen europäischen Städten tausende Bürger gegen Europas Flüchtlingspolitik und Sklavenhandel in Libyen. Europas Presse schreibt ihren Politikern eine große Verantwortung für das Elend der Migranten in dem nordafrikanischen Land zu.

Alle Zitate öffnen/schließen
Efimerida ton Syntakton (GR) /

Demonstrationen sind aussichtslos

Gegen die Zustände in Libyen zu demonstrieren, grenzt für Efimerida ton Syntakton an Zeitverschwendung:

„Die Demonstranten verlangen, die libyschen Sklavenmärkte zu stoppen. Aber von wem? Das heutige Libyen ist ein merkwürdiger Staat. Es gibt keine Libysch-Arabische Dschamahirija [wie unter Gaddafi], keine Volksdemokratie, keine islamische, keine sozialistische und keine irgendwie sonst geartete Demokratie. Verschiedene Fraktionen bekämpfen einander, kontrollieren was sie können und versuchen, die Kontrolle über andere Regionen zu übernehmen. Der Arabische Frühling brachte einen rauen Winter auf den warmen Kontinent. ... Sklaven, unkontrollierte Gewalt - es scheint, als ob die menschliche Geschichte von Neuem begonnen hätte.“

Le Courrier (CH) /

Europa macht sich zum Komplizen der Verbrecher

Die EU ist mitschuldig an den Gräueln in Libyen, empört sich Gustavo Kuhn, Chefredakteur von Le Courrier:

„Das Chaos, in das Libyen infolge von Gaddafis Tod gestürzt ist, hat die Exzesse nochmal ansteigen lassen, da das Land nun allein dem Gesetz von Milizen und Schleppern ausgeliefert ist. Und die von Frankreich angeführte internationale Koalition, die das Ende des Despoten beschleunigt und sich anschließend aus dem Staub gemacht hat, trägt einen großen Teil der Verantwortung. … Wer in der aktuellen Lage aktiv darauf hinwirkt, dass Flüchtlinge und Migranten die libysche Küste nicht verlassen können, macht sich zum Komplizen der Verbrecher am südlichen Mittelmeerufer. Keine wie auch immer geartete Küstenschutzpolitik kann dies rechtfertigen. Da hilft es auch nicht, seine Maßnahmen scheinheilig mit guten Willensbekundungen auszuschmücken.“