Rumäniens Antikorruptionskämpferin muss gehen

Der rumänische Präsident Klaus Johannis hat die Chefin der Antikorruptionsbehörde, Laura Codruța Kövesi, entlassen. Nachdem er sich zunächst gegen die Entscheidung der Regierung gestellt hatte, beugte er sich damit einem entsprechenden Urteil des Verfassungsgerichts. Die Entscheidung ließ Johannis durch seine Sprecherin verkünden. Die Tragweite der Affäre ruft nicht nur Rumäniens Medien auf den Plan.

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Revista 22 (RO) /

Präsident zieht seinen Schwanz ein

Johannis' Verhalten in dieser Situation war erbärmlich, zeigt sich Revista 22 enttäuscht:

„Klaus Johannis, der sich in der Vergangenheit so häufig hinter Kövesi gestellt hatte, hat es jetzt nicht einmal geschafft, ein paar Worte der Wertschätzung und der Sympathie für sie zu finden, vor allem für die Arbeit, die sie über Jahre hinweg geleistet hat. Er hatte nicht den Mut zu sagen, dass er die ihm auferlegte und ungerechte Entscheidung schweren Herzens umsetzt, dass er sie als Mensch zurückweist, aber durch seinen Amtseid auf die Verfassung dazu verpflichtet ist. … Zumindest hätte dieser Herr Johannis aus wahltaktischen Gründen, wenn nicht sogar aus menschlicher Solidarität, nicht durch die Hintertür verschwinden dürfen, wie ein Dieb, der auf frischer Tat ertappt wurde. Das ist jämmerlich, Herr Präsident!

Frankfurter Allgemeine Zeitung (DE) /

EU könnte problemlos eingreifen

Der An­griff auf den Rechts­staat ist nicht we­ni­ger dra­ma­tisch als in Po­len und Un­garn, schlägt die Frankfurter Allgemeine Zeitung Alarm und fordert ein Eingreifen der EU:

„[I]h­re Po­si­ti­on ge­gen­über Ru­mä­ni­en [wäre] stär­ker als ge­gen­über War­schau und Bu­da­pest. Das Land un­ter­liegt ei­nem so­ge­nann­ten 'Kon­troll- und Über­prü­fungs­me­cha­nis­mus', der 2007 in den Bei­tritts­ver­trag auf­ge­nom­men wur­de, weil Ru­mä­ni­en in rechts­staat­li­cher Hin­sicht ei­gent­lich nicht bei­tritts­reif war. Auch dank die­ses Me­cha­nis­mus ist dort seit­her ei­ne un­ab­hän­gi­ge, in wei­ten Tei­len gut ar­bei­ten­de Jus­tiz ent­stan­den. Wenn die EU die­ses Werk­zeug jetzt nicht mit gro­ßem Nach­druck nutzt, wird es stumpf. Brüs­sel wür­de sich dann durch Nach­läs­sig­keit mit­schul­dig dar­an ma­chen, dass sich ein wei­te­res Mit­glied vom Rechts­staat ver­ab­schie­det.“

Trud (BG) /

Kövesi ist zu weit gegangen

Trud findet Kövesis Entlassung gerechtfertigt, habe diese doch den Antikorruptionskampf mit unsauberen Mitteln geführt:

„Neben denjenigen, die es verdient haben, für Jahre hinter Gittern zu sitzen, landeten auch viele Menschen in den Gefängnissen, weil man sie einschüchtern oder ihnen ihre Geschäfte wegnehmen wollte oder einfach, weil sie ungehorsam waren. Stellen Sie sich vor: sechs Millionen Rumänen wurden abgehört. ... Es gab so viele illegale Abhörmaßnahmen, dass allein im Juni über hundert Freisprüche an rumänischen Gerichten erlassen werden mussten. Wer weiß, wie viele der Angeklagten nun Gegenklage erheben werden. Rumänien steht ein schwieriger Kampf bevor - gegen die Korruption, denn der muss weitergehen, aber auch gegen das 'Modell Kövesi'.“