USA wollen Nord Stream 2 verhindern

Die US-Regierung will offenbar den Bau von Nord Stream 2 verhindern. Beobachtern zufolge arbeiten Behörden derzeit Pläne für Sanktionen gegen Unternehmen aus, die am Bau der Gaspipeline von Russland nach Deutschland beteiligt sind. Während einige Kommentatoren kritisieren, dass Trump damit auf Europas Energiepolitik Einfluss nehmen will, finden andere die Idee gar nicht schlecht.

Alle Zitate öffnen/schließen
Iswestija (RU) /

Trumps Hand auf dem Gashahn

Mithilfe von Nord Stream 2 soll Gas direkt von Russland nach Deutschland transportiert werden, ohne Transit durch die Ukraine. Die unterschiedlichen Interessenlagen der EU und der USA erläutert Iswestija:

„Die Erdgas-Großverbraucher in der EU sind beunruhigt über den Zustand des ukrainischen Gastransportsystems. Aufgrund jahrelanger Unterfinanzierung könnte es jeden Moment versagen ... Doch für die USA bedeutet die Umsetzung dieses Projekts auch, dass sie nicht länger über die ukrainische Regierung auf die Gas-Beziehungen Russlands mit der EU Einfluss nehmen können. Das ist ihnen viel wichtiger als die Möglichkeit für die US-Produzenten, ihr überteuertes Gas an die Europäer verkaufen zu können.“

The Daily Telegraph (GB) /

Deutsche Steuerzahler finanzieren Putins Kriege

Mit dem Bau von Nord Stream 2 wird Russland noch mehr Einfluss im europäischen Energiemarkt erhalten, warnt der konservative britische Abgeordnete Robert Seely in The Daily Telegraph:

„Staaten wie Polen und Litauen sind nicht mehr auf russische Energie angewiesen. Doch Deutschland ist zumindest teilweise davon abhängig: 75 Prozent seiner Erdgaslieferungen kommen aus Russland. Deutsche Steuerzahler haben gewissermaßen Russlands Kriege in Georgien und in der Ukraine sowie dessen generelle militärische Aufrüstung finanziert. Mit dem Bau der geopolitisch bedenklichen Pipeline Nord Stream 2 nach Deutschland will Russland in den kommenden Jahren seine Energie-Exportkapazität verdoppeln. ... So wird Russland wohl noch mehr Bedeutung im europäischen Energiesektor erlangen - und das in einer Zeit, in der sich die EU-Staaten nach Alternativen umsehen sollten.“

Dagens Nyheter (SE) /

Projekt sollte sofort begraben werden

Nicht einmal ökonomische Gründe sprechen für den Bau der Gaspipeline, meint auch Dagens Nyheter:

„Rein wirtschaftlich ist Nord Stream 2 bedenklich. ... Es gibt anderes Gas auf dem Markt. Die Nachfrage wird aus Klimagründen zurückgehen. Deshalb kann die Politik nicht ignoriert werden. Gazprom ist als Eigentümer der Pipeline der verlängerte Arm des Kreml. Die Krim hat gezeigt, dass man sich nicht auf Russland verlassen kann. Der Konflikt um Nord Stream 2 spaltet sowohl die EU als auch die Nato, ein strategischer Traum für Putin, der auch Hacker mobilisiert, um westliche Demokratien zu destabilisieren. Die Gasleitung sollte versenkt werden. Aber nicht in der Ostsee.“