Macron fordert starkes Europa

In einer Rede vor dem Bundestag hat Frankreichs Präsident Macron mehr Souveränität für Europa gefordert und Deutschland erneut dazu eingeladen, seinen Reformkurs mitzugehen. Das deutsch-französische Duo habe die Pflicht, "die Welt nicht ins Chaos abdriften zu lassen", sagte er anlässlich des Volkstrauertages. Kommentatoren applaudieren ihm zu seinen kraftvollen Worten.

Alle Zitate öffnen/schließen
La Repubblica (IT) /

Kriegserklärung an die Populisten

Macron hat im Bundestag den Populisten Europas den Kampf angesagt, freut sich Kolumnist Ezio Mauro in La Repubblica:

„Vielleicht war es Verzweiflung, die das Paar - das Europa bisher de facto gelenkt hat - veranlasste, sich endlich um die Rückeroberung des Zepters zu bemühen. Und zwar mit Hilfe eines Reformplans, der innerhalb eines Monats vorgelegt werden soll, um das Projekt der Integration wieder in Gang zu bringen. ... Es war fast eine Kriegserklärung an die [populistischen] Eindringlinge, eine Erinnerung an die Gefahren, die ein fanatischer Nationalismus ohne Gedanken und Werte darstellt. ... Von nun an wissen wir, und auch die Populisten wissen es, dass der Bundestag und der Elyséepalast nicht die weiße Flagge der Kapitulation hissen werden.“

tagesschau.de (DE) /

Deutschlands Zögern ist peinlich

Ziemlich beeindruckt von Macrons Auftritt ist auch tagesschau.de:

„[K]lar in der Sprache, klar in der Botschaft, optimistisch, ohne die Augen vor den Schwierigkeiten zu verschließen - echt mal was anderes als der staubige Sonntagsreden-Ton, den deutsche Redner oft anschlagen, wenn sie über Europa sprechen. Selbstverständlich muss man Frankreichs Präsident Emmanuel Macrons EU-Reformprogramm nicht eins zu eins umsetzen, über viele Punkte kann man geteilter Meinung sein: Völlig unberechtigt ist die Sorge vor zu viel finanziellen Verpflichtungen nicht... Aber dass Deutschland den französischen Präsidenten seit einem guten Jahr herumstehen lässt wie bestellt und nicht abgeholt, dafür gibt es zwar Gründe: langwierige Regierungsbildung und so weiter. Aber peinlich ist es trotzdem.“