Antirassistische Proteste in Mailand

In Mailand haben am Samstag Zehntausende gegen Rassismus und die populistische Politik der Regierung protestiert. Das Motto der Demonstration, "Die Menschen zuerst", spielt an auf den Slogan "Die Italiener zuerst" von Lega-Chef und Innenminister Matteo Salvini, der einen harten Kurs gegen Migranten fährt. Kommentatoren sehen die Kundgebung als wichtiges Signal.

Alle Zitate öffnen/schließen
Tages-Anzeiger (CH) /

Das andere Italien erwacht

Ein Jahr nach den Parlamentswahlen formiert sich Widerstand, beobachtet der Tages-Anzeiger:

„Sie nennen sich 'das andere Italien'. Und für einmal war dieses weltoffene und europafreundliche, eher linke Italien ein Wochenende lang lauter als das Italien der Populisten, der rechten Lega also und der Cinque Stelle, die das Land regieren. So laut und fröhlich bunt sogar, dass sich die Opposition nun nach langer, lethargischer Ohnmacht selbst ein bisschen Mut macht. ... Die Frage ist allerdings, wie massiv diese Reaktion [auf das Handeln der Regierung] tatsächlich ist. In den jüngsten Umfragen ist Salvinis Lega noch einmal gewachsen: 36 Prozent der Italiener sagen, sie würden heute Lega wählen. Die Fünf Sterne dagegen verlieren weiter an Zuspruch, mittlerweile stehen sie bei 21 Prozent.“

Mediapart (FR) /

So mobilisieren nur die Linken

Nach allen Schwierigkeiten gibt es nun einen Hoffnungsschimmer für Italiens Linke, ist sich Salvatore Palidda, Soziologie-Professor an der Universität Genua, in Mediapart sicher:

„Spaltungen, Frustrationen, Ohnmachtsgefühl, Mangel an Innovationskraft - all das wird überlagert vom Erfolg einer Mobilisierung, wie sie weder die Rechten noch deren Verbündete vom M5S in diesem Ausmaß, in dieser Herzlichkeit sowie in dieser menschlichen und politischen Stärke zu Stande bringen würden. Denn allen Demonstranten ging es - ungeachtet ihrer persönlichen politischen Überzeugung - darum, sich klar gegen die Regierung zu stellen. Daher haben die Spitzen von [dem Linksbündnis] Liberi e Uguali und Partito Democratico erkannt, woran kein Weg vorbeiführt: 'Von diesem Platz aus muss die Linke wieder aufgebaut werden.'“