Baby von Shamima Begum in Syrien gestorben

Der neugeborene Sohn von IS-Anhängerin Shamima Begum ist in einem syrischen Flüchtlingslager laut BBC an einer Lungenentzündung gestorben. Begum hatte darum gebeten, mit ihm nach Großbritannien zurückkehren zu dürfen. Doch London stufte die junge Frau als Sicherheitsrisiko ein und entzog ihr die Staatsbürgerschaft. Begum hatte sich mit 15 dem IS in Syrien angeschlossen. Hätte Großbritannien ihr Kind retten müssen?

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The Guardian (GB) /

Ein Opfer zynischen Kalküls

Der Sohn von Shamima Begum war britischer Staatsbürger und hätte als solcher von London aufgenommen werden müssen, klagt die Labour-Abgeordnete Jess Phillips in The Guardian:

„Das Problem für den Innenminister in dieser traurigen Affäre war nicht Begum, sondern ihr Junge, ein kleiner in Lumpen gewickelter britischer Staatsbürger. ... Auch für ihn hätten gesetzlich garantierte Menschenrechte gelten können und sollen - ganz gleich, wie sehr jene, die Härte demonstrieren wollen, diese Rechte außer Kraft setzen möchten. ... Ängste und Hass schüren ist das einfachste Mittel für unsere Politiker, kurzfristig ihre Beliebtheit zu steigern. Teilen und Herrschen ist nicht schwierig, es ist der einfachste Trick, wenn man Strenge zeigen möchte. Menschlichkeit und Fürsorge zu demonstrieren – und das nicht nur im Fall von Schutzbedürftigen, die populär sind –, ist hingegen viel schwieriger.“

The Sunday Times (GB) /

London nicht zum Sündenbock machen

Schuld am Tod des Kindes ist einzig und allein die IS-Miliz, widerspricht The Sunday Times:

„Der Tod eines Kindes ist tragisch - und das gilt für den Tod des nicht einmal drei Wochen alten Babys von Shamima Begum in einem syrischen Flüchtlingslager genauso wie in jedem anderen Fall. ... Und doch ist es Unsinn, zu behaupten, der Innenminister sei in irgendeiner Art und Weise für den Tod von Begums Kind verantwortlich zu machen. Die Frau hatte zuvor schon zwei andere Kinder verloren. Es war zu keiner Zeit vernünftig, von Großbritannien zu erwarten, zur Rettung des Jungen auszurücken. Zu dem syrischen Flüchtlingslager gab es keinen konsularischen Zugang, und Begum zeigt kaum Reue. Schuld am Tod Jarrahs und so vieler anderer Menschen ist einzig und allein die IS-Miliz.“