Korruption: Bürgermeister von Riga entlassen

Nils Ušakovs von der prorussischen lettischen Oppositionspartei Harmonie ist als Bürgermeister von Riga entlassen worden. Hintergrund ist ein Korruptionsskandal bei den städtischen Verkehrsbetrieben. Umwelt- und Regionalminister Juris Pūce begründete die Entlassung mit der "Nichterfüllung gesetzlicher Verpflichtungen und Verstößen gegen behördliche Vorschriften." Wie reagieren Rigas Bürger?

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Tvnet (LV) /

Parallelwelten in Riga

Das zweisprachige Onlineportal Tvnet hat eine Umfrage unter seinen Lesern zum Rauswurf gestartet: Dabei gaben auf der lettischsprachigen Version 80 Prozent an, für die Entlassung zu sein. Auf der russischsprachigen Version sprachen sich 70 Prozent dagegen aus. Eine gespaltene Stadt beobachtet das Medium:

„Leben die Russen in Riga tatsächlich in einer Fantasiewelt, in der alles schön ist? Oder sind einfach ihre Ansprüche an das Leben niedriger als die der restlichen Bevölkerung? Die leidenschaftliche Unterstützung für den Bürgermeister hat wenig mit der Liebe zur Stadt zu tun. Sie ist einfach das Ergebnis jahrzehntelanger zielgerichteter Spaltung der Gesellschaft. Auf diese Weise ist Ušakovs innerhalb von zehn Jahren zum Messias der russischsprachigen Bevölkerung der Stadt geworden. ... Es hat nichts mit der Arbeit zu tun, die der ehemalige Bürgermeister für die Stadt geleistet hat.“

Neatkarīgā (LV) /

Korken noch nicht knallen lassen

Dass viele Rigaer jetzt die Entlassung des Bürgermeisters feiern, findet Neatkarīgā verfrüht:

„Ušakovs wurde gefeuert! Menschen, die einander völlig fremd sind, haben sofort mit virtuellen Sektgläsern im Internet angestoßen und diese Neuigkeit gefeiert, obwohl es weder für sie noch für Ušakovs überraschend war. Aber für die Einwohner der Hauptstadt bleibt die praktische Seite am wichtigsten - wird die Entlassung von Ušakovs die Arbeit des Stadtrats verbessern? Wahrscheinlich ja, weil das Management von Riga nicht ideal war. Auf der anderen Seite bedeutet die Ersetzung von Ušakovs durch eine andere Person aus derselben Partei nur dekorative Änderungen mit wenig praktischem Effekt.“