Zank um Granit-Felsen: Der Brexit lässt grüßen?

Der Streit um einen unbewohnten Felsen im Nordost-Atlantik ist neu entbrannt. Rockall liegt rund 400 Kilometer nordwestlich Irlands und Schottlands in ölreichem Gebiet. Am Wochenende drohte Schottland irischen Fischern, die unweit des Felsens unterwegs waren, wegen angeblich fehlender Fischereirechte mit der Entsendung von Patrouillenbooten. Irlands Presse fürchtet, dass der Streit ein Vorbote ist.

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Irish Examiner (IE) /

Ein schlechter Scherz

Es geht hier nicht um Fischerei, Fangquoten, Öl oder Gas, warnt Irish Examiner:

„Die aus irischer Perspektive wahrscheinlichere Erklärung ist, dass sich Großbritannien auf einen schnell nahenden, unsauberen Austritt aus der EU vorbereitet und einen möglichst klaren Verlauf seiner nationalen Grenzen möchte. ... [Irlands] Außenminister Simon Coveney hat gesagt, dass nun diplomatische Bemühungen und nicht Drohungen nötig sind, und beruhigende Zeichen gegeben, dass er die Auseinandersetzung lösen möchte, ohne von Irlands seit Langem vertretenen Standpunkt abzuweichen. Angesichts der Rolle, die die kaum sichtbare Landgrenze im Brexit-Verhandlungschaos gespielt hat, wird er nun über den Streit um die komplett unsichtbare Seegrenze nachdenken müssen - und sich im Stillen fragen, ob er im falschen Film aufgewacht ist und das alles ein schlechter Scherz ist.“

The Irish Times (IE) /

Unser Frieden ist fragil

Für The Irish Times beweist der Vorfall, dass der Brexit schon jetzt der Beziehung zwischen Irland und Großbritannien geschadet hat:

„Der plötzliche Ausbruch von Spannungen zwischen der schottischen Regierung und Irland um Fischereirechte im Umkreis von Rockall ist wahrscheinlich nur ein Vorgeschmack auf all die Schwierigkeiten, die zu erwarten sind, wenn Großbritannien die EU ohne Abkommen verlassen sollte. Fischereirechte sind schon in guten Zeiten eine schwierige Angelegenheit - wie die Beschlagnahmung von Schiffen aus dem Norden in Carlingford Lough durch die irische Marine vor ein paar Monaten zeigt. Das Säbelrasseln der schottischen Autoritäten ist eine besorgniserregende Erinnerung daran, wie schnell Beziehungen auch durch verhältnismäßig kleine Machtkämpfe vergiftet werden können.“