Tschechen und Sudetendeutsche nähern sich an

Auf dem jüngsten Pfingsttreffen der nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Tschechoslowakei vertriebenen Sudetendeutschen wurde der Wunsch laut, einst einen Sudetendeutschen Tag in der früheren Heimat zu veranstalten. Tschechische Medien würden das durchaus begrüßen, vermuten aber Widerstand durch Politiker in Prag.

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Lidové noviny (CZ) /

Historisches Trauma könnte überwunden werden

Nach vielen Jahrzehnten haben Tschechen und einstige deutsche Mitbürger sich angenähert, lobt Lidové noviny:

„Die Bemühungen derer, die einst auf beiden Seiten als 'professionelle Versöhner' verlacht wurden, tragen Früchte. Davon zeugen Hunderte sanierte Kirchen oder Friedhöfe im tschechischen Grenzgebiet, die ohne diese Bemühungen schon lange nicht mehr existieren würden. Dutzende Partnerschaften wären nie ohne das Zutun früherer deutscher Mitbürger entstanden. Sollte es zu einem Pfingsttreffen in Tschechien kommen, würden Sudetendeutsche und Tschechen definitiv ihre historischen Traumata überwinden. Doch so schnell wird das aber nicht passieren. Zumindest solange in der tschechischen Politik jene das Sagen haben, die immer wieder gern mit dem 'sudetendeutschen Schreckgespenst' hantieren.“

Echo24 (CZ) /

Heute trauern Tschechen den Deutschen nach

Viele Tschechen sehnen sich die Deutschen mittlerweile regelrecht herbei, konstatiert Echo24:

„Wir haben nach dem Krieg einen regelrechten Kulturkrieg geführt. ... Alles Deutsche wurde als fremd, als unangemessen empfunden. Dies hat sich in den letzten Jahrzehnten geändert. Nicht nur, weil die Zeit manche Wunden heilt, sondern auch, weil die tschechischen Neuankömmlinge nicht in der Lage waren, auf diesem kulturellen Fundament aufzubauen. Wer bereit war, die Augen zu öffnen, sah, welche Werte die Deutschen in unserem Land geschaffen hatten. Das Sudetenland ist auch nach 70 Jahren ein besonderes Territorium in Tschechien, das sich als einheitliches europäisches Land verstehen möchte. Doch es ist immer noch von besonderen Problemen begleitet. Sie haben ein unerwartetes Phänomen hervorgebracht: die Trauer über das Verschwinden der Deutschen. Wer hätte das vor 50 Jahren gedacht?“