Wie werden Mieten wieder bezahlbar?

Wohnungsnot, niedrige Zinsen und Immobilienspekulation lassen in Metropolen und Ballungszentren in Europa die Mieten seit Jahren stark steigen. Vielerorts gehen Menschen gegen diese Entwicklung auf die Straße. In Portugal und Berlin sollen Gesetzesvorhaben den weiteren Anstieg der Mieten bremsen. Kommentatoren sehen die Probleme vor allem auf der Angebotsseite.

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Blog David McWilliams (IE) /

Strafen für jene, die Land nicht bebauen

Die Mieten in der irischen Hauptstadt Dublin sind höher denn je. Um das zu ändern, braucht es radikale Maßnahmen zur Schaffung von mehr Wohnraum, meint Ökonom und Blogger David McWilliams:

„Land ist eine Ressource, die genutzt oder gehortet werden kann. Wir müssen sie intensiv nutzen. Das bedeutet, dass jene bestraft werden, die Land brach liegen lassen. Außerdem sollten rasch weitere sogenannte spezielle Entwicklungszonen geschaffen werden, die das Bauen beschleunigen und erleichtern. ... Beide Maßnahmen setzen auf der Angebotsseite an, und beide sind extrem dringlich, weil es am Angebot mangelt. Wenn wir mehr Wohnungen für Mieter bauen, werden die Mieten für gebrauchte und alte Apartments sinken. Damit wird die richtige Kluft zwischen billigeren und teureren Segmente des Mietmarkts wiederhergestellt.“

Dinheiro Vivo (PT) /

Vermieten ist nicht attraktiv genug

Dinheiro Vivo sieht das Problem der Wohnkrise aus der Sicht der Vermieter, die oft noch mit viel zu billigen Mieten wegen sehr alter Verträge zu kämpfen haben:

„Das Wohnproblem in Portugal wird weiter bestehen, wenn wir weiterhin dem Tourismus und Ferienwohnungen, Immobilienspekulationen und gierigen Vermietern die Schuld geben. Wir ignorieren den wahren Grund, warum Familien aus der Mittelschicht keine Häuser in der Innenstadt mieten können: Es gibt kein Angebot, weil der zermürbte und konditionierte Markt unattraktiv ist. Es gibt keine Preisunterschiede, da nur wenige Häuser verfügbar sind und dies den Wettbewerb brutal einschränkt. Und das gilt, solange es für einen Hausbesitzer vorteilhafter ist, ein Haus leer stehen zu lassen, als es zu vermieten.“

Zeit Online (DE) /

Mietendeckel das richtige Instrument für Berlin

Dass die Berliner Landesregierung die Mieten für rund 1,5 Millionen Wohnungen in Berlin für fünf Jahre einfrieren will, findet Zeit Online richtig:

„Die Menschen in Berlin verdienen seit langem viel zu wenig, um mit den Mietsteigerungen in ihrer Stadt mitzuhalten. Zeichnet man eine Linie für die Entwicklung der Mietausgaben und eine für die der Einkommen, klaffen sie immer weiter auseinander: unten die Gehälter, oben die Wohnkosten. ... Das kann auf Dauer nicht aufgehen, ohne den sozialen Frieden in Deutschlands Hauptstadt zu gefährden. ... Wer diese Entwicklung aufhalten will, muss entschlossen handeln. Für Berlin ist der Mietendeckel das richtige Instrument zur richtigen Zeit.“

Observador (PT) /

Portugiesisches Programm ist eine Lügengeschichte

In Portugal ist am 1. Juli ein staatliches Programm in Kraft getreten, das erschwingliche Mieten sichern soll: Vermieter, die daran teilnehmen, profitieren von steuerlichen Vorteilen, wenn sie im Gegenzug ihre Wohnungen für einen Betrag anbieten, der 20 Prozent unter dem Marktpreis liegt. Ein einziger Betrug, findet Observador:

„Die sogenannten 'erschwinglichen' Preise sind skandalös. Die Mehrheit hat nicht die Mittel, um Mieten von 600 und 700 Euro zu zahlen, geschweige denn über 1.000 Euro, die für die Städte Lissabon und Porto festgelegt wurden. ... Teilnehmer des Programms werden bald merken, dass sie zu Statisten einer weiteren Lügengeschichte geworden sind, in der alle getäuscht werden. Die gesuchten Häuser und Wohnungen existieren nicht und die versprochenen Steuervorteile gleichen nicht die Schwierigkeiten aus, in die man gerät.“