Gelingt die Reanimation der Deutschen Bank?

Ein umfassender Konzernumbau soll die Deutsche Bank aus der Krise führen. Bis 2022 sollen 18.000 Stellen gestrichen werden, das Geldhaus steigt außerdem aus dem Aktiengeschäft aus. Vorstandschef Christian Sewing sprach von einem "Neustart" und sagte, die Bank kehre zu ihren Wurzeln zurück. Einige Kommentatoren loben das, andere sehen kaum noch Chancen für eine Rettung.

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Neue Zürcher Zeitung (CH) /

Aufsichtsrat braucht frisches Blut

Für die Neue Zürcher Zeitung kommen die Maßnahmen zur rechten Zeit:

„Immerhin macht die Deutsche Bank unter dem tatkräftigen Konzernchef Sewing nun endlich einen Schritt in eine verheissungsvollere Zukunft. Die Fokussierung auf die Kernkompetenzen sowie die angestrebte Erhöhung der Profitabilität und der Kapitaleffizienz sowie die massive Reduzierung der Kosten und der Stellenzahl gehen absolut in die richtige Richtung. ... Soll der Neustart zu einem erfolgreichen Ende führen, braucht das Management sicher auch eine Portion Glück. Eine baldige Blutauffrischung des bisher ungeschoren davongekommenen Aufsichtsrates würde der Reanimation der Deutschen Bank wohl ebenfalls nicht schaden.“

La Vanguardia (ES) /

Die Welt kann sich keine Pleite leisten

Warum die Konsolidierung der Deutschen Bank von weltweiter Bedeutung ist, erklärt La Vanguardia:

„Sewings Plan beinhaltet eine Fokussierung der Aktivitäten der Deutschen Bank auf Familien und Unternehmen und eine Rückorientierung auf die europäischen Märkte nach den gescheiterten Expansionsträumen in den USA und Asien - eine vernünftige Rückkehr zur Bescheidenheit. ... Es ist wichtig, dass Sewings Pläne fruchten, weil die Deutsche Bank aufgrund ihrer Größe ein wirkliches Risiko für die Wirtschaft in Deutschland, Europa und sogar der Welt darstellt. Das internationale Finanzsystem kann sich eine Krise dieses Instituts nicht leisten, da sie ähnlich dramatische oder schlimmere Auswirkungen haben könnte, als der Fall von Lehman Brothers 2008.“

De Standaard (BE) /

Hochmut kommt vor dem Fall

De Standaard rekapituliert noch einmal, wie es zu der Krise kam:

„Einst wurde sie beschrieben als Architektin des deutschen Wirtschaftswunders. In den vergangenen Jahren aber machte die größte Bank Deutschlands nur noch als Skandalbank Schlagzeilen. ... In den letzten zehn Jahren bezahlte der Bankengigant dafür mindestens 16 Milliarden Euro an Strafen. Strafen, die vor allem zurückzuführen sind auf den hochmütigen Ehrgeiz, mit der Wallstreet ausgerechnet in deren eigenem Revier zu konkurrieren: als Geschäftsbank. Die frühere Spitze der Deutschen Bank, Josef Ackermann und vor allem Geschäftsbank-Chef Anshu Jain, ging jahrelang unverantwortliche Risiken ein.“

taz, die tageszeitung (DE) /

Längst ein Übernahmekandidat

Die taz macht sich nur noch wenige Hoffnungen:

„Die Deutsche Bank fuhr sogar Verluste ein, als die Weltwirtschaft boomte. Doch nun kündigt sich eine Rezession an, sodass zu befürchten ist, dass die Bank erneut ins Trudeln gerät. Doch selbst wenn eine Wirtschaftskrise ausbleiben sollte: Die Deutsche Bank ist längst in die Todeszone abgestiegen, weil ihr Aktienkurs nur noch bei rund 7 Euro dümpelt. Frisches Geld kann die Bank also nicht mehr aufnehmen, um einen Umbau zu finanzieren oder Verluste abzufedern. Das Ende ist daher absehbar: Da die Deutsche Bank auf Dauer nicht allein überleben kann, wird sie eines Tages von einem anderen Institut übernommen. Offen ist nur, wann.“