Waldbrände in Sibirien: Warum Moskau zögerte

In Sibirien brennen etwa drei Millionen Hektar Wald. Zunächst wurden allerdings nur auf etwa drei Prozent der Fläche Löscharbeiten vorgenommen. Inzwischen hüllt der Qualm viele Städte ein und eine Belastung für das Weltklima wird deutlich. Putin mobilisierte deshalb zuletzt das russische Militär. Dass diese Reaktion lange auf sich warten ließ, kritisieren russische Kommentatoren.

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Jeshednewnyj shurnal (RU) /

Die Natur zählt so wenig wie der Bürger

Jeshednewnyj shurnal hält das anfängliche Verhalten der Behörden für typisch:

„Der stoische Ansatz der Regionalbehörden wird durch die Buchhalter-Position föderaler Beamten gestärkt, die erklären, dass das Löschen von Waldbränden wirtschaftlich ineffektiv sei, weil die Kosten höher seien als der zu erwartende Schaden. Die gleiche Herangehensweise wird erfolgreich in der russischen Medizin praktiziert, die dem Prinzip folgt: Wozu Geld für eine Behandlung ausgeben, wenn der Patient so oder so irgendwann stirbt. Und dieselbe Logik galt auch bei der Rentenreform: Warum sollte man Menschen mit 55 oder 60 Jahren eine Rente zahlen, wenn man noch fünf Jahre warten kann, bis die meisten sowieso gestorben sind. Es wäre seltsam, wenn Russlands Staatsmacht beim Naturschutz den Prinzipien untreu würde, die sie gegenüber Menschen verfolgt.“

newsru.com (RU) /

Russlands Schlendrian wird zur globalen Gefahr

Russland muss sich die Frage stellen, ob es sein immenses Territorium überhaupt unter Kontrolle hat, meint Publizist Alexej Melnikow, dessen Blogbeitrag newsru.com übernimmt:

„Nun stellt sich heraus, dass die riesigen Waldbrände die Erderwärmung anheizen können. Daraus folgt unweigerlich: Sie sind nicht nur ein internes russisches Problem. Doch wenn Russlands Staatsmacht angesichts ihrer riesigen Territorien unfähig ist, diese wie geboten zu verwalten, und dabei der Welt schadet: Was ist dann zu tun? Wenn es so weiter geht, stellt sich früher oder später diese berechtigte Frage. Sie ist eine Frage an die ganze russische Gesellschaft. Wir haben zugelassen, dass in Russland Regeln herrschen, die unser Land zu einer Bedrohung für die Welt machen - in diesem Fall zu einer ökologischen Bedrohung.“