Wer hat Angst vor künstlicher Intelligenz?

Die Technik der künstlichen Intelligenz weckt riesige Erwartungen an die Zukunft des Wirtschaftens, Arbeitens, der Mobilität und des Alltagslebens. Gleichzeitig wächst die Furcht davor, dass Roboter den Menschen ersetzen könnten, genauso wie die Sorge um Datenschutz und Cybersicherheit. Kommentatoren in Europa überlegen, wie sich KI so gestalten lässt, dass alle davon profitieren.

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Les Echos (FR) /

KI muss dem Allgemeinwohl dienen

Entwickler und Anbieter von KI-Technologien müssen dem fortbestehenden Misstrauen gemeinsam entgegenwirken, fordert Stéphane Negre, Chef von Intel Frankreich, in Les Echos:

„Die Entmystifizierung der künstlichen Intelligenz wird zu einer Notwendigkeit, um die Öffentlichkeit von ihren Vorteilen zu überzeugen. … Die Herausforderung besteht darin, klarzumachen, dass künstliche Intelligenz eine Technologie ist, die sich dem Menschen nicht entzieht, sondern die vielmehr komplementär ist. Künstliche Intelligenz muss dem Allgemeinwohl dienen. Dank der Zusammenarbeit aller Akteure und der Aufstellung nationaler und internationaler Regeln kann sie der gesamten Gemeinschaft nützlich sein. Daher müssen alle Akteure der Branche dazu beitragen, dass ein Klima des Vertrauens entsteht, das ihre Entwicklung sowie eine positive Wahrnehmung seitens der breiten Öffentlichkeit fördert.“

Delo (SI) /

Robotisierter Journalismus führt in die Irre

Allein in den USA sind laut Delo wegen des Vormarschs der künstlichen Intelligenz in diesem Jahr rund 3.000 Jobs im Medienbereich verloren gegangen. Das Blatt gibt zu bedenken:

„Es benötigt gebildete, kritisch denkende Einzelpersonen, die sprachlich komplexer Sätze, ehrlicher zwischenmenschlicher Interaktionen und der Empathie fähig sind. All dies können trockene Angaben, Algorithmen oder eine sogenannte Objektivität nicht ersetzen. In einer Zeit, in der die Menschen immer öfter nach Meinungen suchen, die ihre eigene Überzeugung festigen, dass jene, die sie (warum auch immer) hassen, noch schlechter sind als gedacht, ist dies vielleicht gar nicht das schlechteste Argument gegen den robotisierten Journalismus.“

La Stampa (IT) /

Entscheidend für Wirtschaft und Geopolitik

Künstliche Intelligenz wird zum geopolitischen Faktor, mahnt Roberto Baldoni, Vizechef der italienischen Abteilung für Cybersicherheit, in La Stampa:

„Die digitale Transformation hat unwiderruflich immer größere Teile unseres öffentlichen und privaten Lebens, unserer Gesellschaft verändert. ... Dies hat unvermeidliche soziale Auswirkungen und lässt das Risiko von Cyberangriffen immer weiter steigen. ... Mit Quantencomputern in Sachen Rechenleistung und 5G in Sachen Netzwerken ist die KI zu einem geopolitischen Element von strategischer Bedeutung geworden, vor allem für die Vereinigten Staaten und China. Die am weitesten fortgeschrittenen Nationen klügeln mehrdimensionale nationale Strategien aus, um sich in diesem Bereich zu positionieren. Denn davon hängen ihre wirtschaftliche Zukunft und geopolitische Unabhängigkeit ab.“