Griechische Inselbewohner protestieren gegen Lager

Auf den griechischen Ägäisinseln wächst der Widerstand gegen überfüllte Flüchtlingslager. Am Mittwoch traten die Bewohner von Lesbos, Samos und Chios in einen Generalstreik und Tausende forderten in Protesten die sofortige Verlegung der Schutzsuchenden in andere Landesteile. Kommentatoren zeigen Verständnis für die Inselbewohner.

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Liberal (GR) /

Die Angst geht um

Die Einheimischen haben Angst vor den Geflüchteten, glaubt das Onlineportal Liberal:

„Sie leben neben Menschen, die keinen Lebensunterhalt verdienen, die verzweifelt sind, die hungern und kein gutes Leben haben, aber auch aus fremden Kulturen kommen. ... Aktuell befindet sich eine 17-jährige Afghanin im kritischen Zustand im Krankenhaus, weil sie von einem Afghanen niedergestochen wurde. Letzte Woche starben zwei Afrikaner wegen Messerattacken durch Afghanen, und seit Jahresbeginn zählt man mehr als zehn Personen auf der Insel, die erstochen wurden. Die Inselbewohner selbst melden wiederholte Diebstähle und Einbrüche in ihre Häuser. Wer kann es ihnen verdenken, wenn sie Angst haben?“

Frankfurter Allgemeine Zeitung (DE) /

Asylstreit auf dem Rücken der Anwohner

Der Pro­test auf den grie­chi­schen In­seln ist nur allzu ver­ständ­lich, meint die Frankfurter Allgemeine Zeitung:

„Die Be­woh­ner ba­den aus, was Eu­ro­pa spal­tet ... . Spie­gel die­ser Aus­ein­an­der­set­zung ist die grie­chi­sche Po­li­tik, die nicht da­zu führt, dass auf den In­seln und auf dem Fest­land grund­le­gen­de Ver­bes­se­run­gen an der Asyl­ver­wal­tung vor­ge­nom­men wür­den. Na­tio­na­le An­stren­gun­gen sind aber nö­tig, um zu ei­ner eu­ro­päi­schen Asyl­po­li­tik zu kom­men ... . Zu fürch­ten ist, dass Grie­chen­land den Auf­wand mas­sen­haf­ter [Asyl-]Ver­fah­ren scheut und dar­auf setzt, dass die Ver­tei­lung ge­re­gelt wird, be­vor ernst­haft ver­sucht wor­den ist, den Sta­tus der Ein­wan­de­rer schon an der Gren­ze zu klä­ren. Der­zeit tra­gen Athen und die EU die­sen Kon­flikt auf dem Rü­cken der In­sel­be­woh­ner aus.“

Kathimerini (GR) /

Solidarität auf nationaler Ebene ist nötig

Die Regierung und die Bevölkerung dürfen die Inselbewohner nicht alleine lassen, betont Kathimerini:

„Die Reaktion der griechischen Regierung auf die angestaute Empörung, die sich in den großen Protestkundgebungen auf den Inseln widerspiegelt, kann nicht nur eine demagogische Beschwichtigung sein, die die versöhnliche Anerkennung beinhaltet, dass 'ihr Zorn gerechtfertigt ist'. Die richtige Antwort auf diese Wut kann nur die rasche Umsetzung der von der Regierung angekündigten Politik sein, die betroffenen Inseln zu entlasten und das Asylantragsverfahren zu beschleunigen. Natürlich setzt diese Umsetzung voraus, dass die Botschaft der Inseln neben den Politikern auch von den lokalen Gemeinden auf dem griechischen Festland gehört wird, in denen mehr Lager eingerichtet werden müssen. Das Gegenmittel gegen Ärger ist Solidarität auf nationaler Ebene.“