Brasilien und Belarus: Verharmlosung der Pandemie?

In einigen Ländern will die Staatsführung nichts von einer Pandemie wissen. So wettert in Belarus Präsident Alexander Lukaschenko regelmäßig gegen die "Corona-Panik" - und empfiehlt den Konsum von Wodka zur Vorbeugung. In Brasilien bezichtigt Präsident Jair Bolsonaro Medien und Politiker der Panikmache. Während dies vielen Beobachtern Sorgen macht, sehen andere gute Gründe für die Gelassenheit.

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Ukrajinska Prawda (UA) /

Sonderfall dank guter Vorbereitung

Dass Belarus in der Corona-Krise bisher kaum Einschränkungen verordnet und dennoch nur wenige Infizierte zu vermelden hat, habe handfeste Gründe, gibt Ukraijinska Prawda zu bedenken:

„Das Land hat mehr als 40.000 Tests durchgeführt und eine eigene Testproduktion gestartet. ... Es hat pro Einwohner mehr Beatmungsgeräte als viele EU-Länder und sogar die USA. ... Auf ein vom Gesundheitsministerium eingerichtetes Konto und andere derartige Konten wurden schon mehr als eine Million Dollar überwiesen. Die Menschen halten zusammen, sind in der Pandemie gut organisiert. Vielleicht kann das Land dank dieses Zusammenhalts einen starken Anstieg der Morbidität vermeiden - selbst ohne harte Quarantäne-Maßnahmen.“

Delfi (LT) /

Jenseits der Grenze tickt eine Bombe

Delfi ist zutiefst besorgt wegen des Umgangs des Nachbarstaats Belarus mit der Coronavirus-Pandemie:

„Die Bedrohung durch das dem gesunden Menschenverstand widersprechende Verhalten von Präsident Lukaschenko wächst. … Sie kann ebenso groß werden wie die Bedrohung durch das von Russland gebaute AKW in Ostrowez. Wenn die Epidemie in Belarus richtig ausbricht, wird ihr Widerhall auch Litauen erreichen. Lukaschenko selbst äußert sich völlig der Logik widersprechend. Am Anfang verneinte er sogar, dass die Epidemie im Land überhaupt existiert. Seiner Meinung nach sei es nur eine Psychose. ... Die größte Zahl der Infizierten gibt es in der Region Vitebsk. Wie viele genau, weiß keiner, denn bei den meisten Kranken wird eine Lungenentzündung festgestellt, kein Covid-19. Es herrscht totaler Nebel.“

Folha de S. Paulo (BR) /

Es gibt nichts mehr zu diskutieren

In Folha de S. Paulo spricht sich der Präsident des Vereins für Warenhandel, Dienstleistungen und Tourismus im brasilianischen Bundesstaat São Paulo, Abram Szajman, für schnelle Maßnahmen aus:

„Mit der Debatte zwischen Behörden und Regierenden verschwenden wir wertvolle Zeit. Es gibt nichts mehr zu diskutieren: Es ist erwiesen, dass soziale Isolation die Funktion hat, eine Explosion der Infektionen zu verhindern, damit ein Chaos im Gesundheitssystem vermieden werden kann. Auch was die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Pandemie betrifft, gibt es nichts mehr zu diagnostizieren. Nun geht es darum, dass die Kanäle funktionieren, über die in nächster Zeit viel Geld fließen muss - damit das Gesundheitssystem angepasst werden kann, Unternehmen und Arbeitsplätze erhalten werden und die Bedürfnisse der Bevölkerung erfüllt werden können.“