Prager Aufstand: Streit überschattet Jahrestag

Am 5. Mai 1945 begann der Prager Aufstand gegen Hitlerdeutschland, wenige Tage später zog die Rote Armee in die Stadt ein. Der 75. Jahrestag wird begleitet von einem Streit. Denn eine Statue von Sowjet-Marschall Konew wurde ersetzt durch eine Gedenktafel für die Wlassow-Armee, die mit Hitler kollaboriert, sich am Ende aber gegen die Nazis gestellt hatte. Das hat in Moskau Proteste und in Tschechien eine hitzige Debatte ausgelöst.

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Právo (CZ) /

Befreiung nicht leugnen

Die Erinnerung an den Prager Aufstand ist Gelegenheit, aller zu gedenken, die für die Freiheit kämpften, betont Právo:

„Die Hauptlast des Krieges gegen Hitler trug die Sowjetunion. Das zu leugnen, ist ähnlich tragikomisch wie die ewige Leugnung der Befreiung Plzens durch die Amerikaner. Jetzt scheint es so, als seien Ostrava oder Brno von Ukrainern, Weißrussen oder Soldaten aus Sibirien befreit worden - und nicht von der Sowjetarmee. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Sowjets mit ihrem Überfall 1968 [auf die Tschechoslowakei] in den Augen unserer Bürger nahezu alle ihre Verdienste zunichte machten. Aber ohne die Rote Armee 1945 würden wir heute von den Nachkommen Hitlers beherrscht werden.“

Hospodářské noviny (CZ) /

Es geht um mehr als Marschall Konew

Hospodářské noviny hat keinerlei Verständnis übrig für Politiker, die sich in dem Streit an die Seite Moskaus stellen:

„Die Verteidiger Russlands - unter ihnen Präsident Zeman und der Kommunistenchef Filip - bezeichnen sich als Patrioten. Aber genau das sind sie nicht. ... Worin besteht die Leistung Putins in der Praxis? In der Inhaftierung und Ermordung politischer Gegner? In der absoluten Unterwerfung der Bürger unter die Autoritäten? Im begrenzten Respekt für den Einzelnen? Die Anhänger des heutigen Russlands haben in einer Sache Recht. Es geht wirklich nicht nur um Konew. ... Es geht um eine Grundsatzfrage: die Wahl zwischen einerseits einer liberalen Demokratie, die die Menschenrechte garantiert und sich von sozialen Erwägungen leiten lässt, und andererseits extremer Ungleichheit, Marasmus und Unfreiheit.“