Lissabon sagt Airbnb den Kampf an

Rund ein Drittel aller Wohnungen im Stadtzentrum von Lissabon wird über Plattformen wie Airbnb an Touristen vermietet. Das soll sich nach Covid-19 nun ändern, hat Bürgermeister Fernando Medina angekündigt. Er will Vermietern finanzielle Anreize bieten, den Wohnraum denjenigen zur Verfügung zu stellen, die dauerhaft in der Stadt leben und arbeiten. Ist das städteplanerisch die richtige Strategie?

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The Independent (GB) /

Stadtzentrum wiederbeleben

Wer in Lissabon arbeitet, soll dort auch wieder wohnen können, erklärt Bürgermeister Fernando Medina in The Independent:

„Es ist möglich, die Schaffung bezahlbaren Wohnraums für Krankenhausangestellte, Mitarbeiter im Transportwesen, Lehrer und Tausende andere, die wesentliche Dienstleistungen erbringen, zur Priorität zu machen. Wir bieten Vermietern Geld, um Tausende befristete Vermietungen in 'sichere Mietwohnungen' für Schlüsselkräfte umzuwandeln. Es ist eine mutige Strategie, die den Vermietern langfristige, stabile Einkommen bietet und uns die Möglichkeit gibt, eine lebendigere, gesündere und gerechtere Stadt zu schaffen. ... Weg von der Zersiedelung der Städte, hin zu wiederbelebten Stadtzentren, in denen die Bewohner innerhalb von 20 Minuten zu Fuß Ärzte, Schulen und Geschäfte erreichen können.“

Público (PT) /

Spät, aber nicht zu spät

Ricardo Moreira, Abgeordneter der Linkspartei Bloco de Esquerda in Lissabons Stadtparlament, freut sich in Público über die Ankündigung:

„Die Pandemie hat der Wohnungskrise noch mehr Bedeutung verliehen: Wer in prekären oder überfüllten Verhältnissen lebt, kann sich nicht gegen das Virus verteidigen, und wer jetzt in Armut gerät, muss um sein Dach bangen. ... Jetzt scheint Medina ein neues Signal geben zu wollen: Lissabon muss bewohnt sein, es kann nicht nur besucht werden. Wir deuten diesen Schritt der PS [der Sozialistischen Partei] als positives Signal in die Richtung dessen, was wir seit Langem befürwortet haben. Wir müssen eine vielfältige Stadt schaffen, in der sich Familien niederlassen können und in der Tourismus nicht die einzige wirtschaftliche Aktivität ist. Für viele kommt das spät, aber für Lissabon ist es nie zu spät.“