New York Times enthüllt Trumps Steuerunterlagen

Recherchen der New York Times zufolge hat Donald Trump seit vielen Jahren kaum Einkommensteuer gezahlt. Selbst wenn der US-Präsident die Berichte als Fake News bezeichnet, entsteht das Bild eines ersten Mannes im Staat, für den die Steuerpflicht keine Bedeutung hat. Wie wirken sich die Enthüllungen im Wahlkampf aus?

Alle Zitate öffnen/schließen
NRC (NL) /

Der erste Mann pfeift auf seinen Staat

Eine ernsthafte Debatte über den Sinn von Steuern empfiehlt NRC Handelsblad:

„Der föderale Staat als verschwendungssüchtige Institution, die vor allem lästig ist - Trumps Ansicht ist charakteristisch. Mehr als über Trumps Geschäftsimperium sollte die Debatte um diese Frage gehen. Ist der Staat ein Hindernis, der dem Geist von 'Dream Big' im Wege steht und daher sabotiert werden darf? Oder dient er einem allgemeinen Interesse? Der demokratische Herausforderer von Trump täte gut daran, eine Grundsatzdiskussion über die Rolle des Staates zu beginnen. ... Die Corona-Krise und die mangelhafte föderale Reaktion zeigen, dass die Bürger machtlos sind und der Staat sie ihm Stich lässt.“

The Times (GB) /

Anhänger bewundern seine Schlitzohrigkeit

Bei seinen Anhängern wird der Präsident nicht an Popularität einbüßen, analysiert The Times:

„Es spricht viel dafür, dass Trumps schlitzohrige Geschäftemacherei niemanden mehr überrascht und dass seine Anhänger seine Steuertricks nicht nur akzeptieren, sondern sogar bewundern. Das wurde bereits bei der ersten TV-Debatte vor der Präsidentschaftswahl 2016 deutlich: Als Hillary Clinton Trump beschuldigte, keine Steuern an den Bund zu zahlen, erwiderte er: 'Das zeigt, dass ich schlau bin.' ... In einem tief gespaltenen Land, in dem ein Großteil der Medien längst Partei ergriffen hat, werden viele seiner Anhänger all das wahrscheinlich bloß als schmutzigen Wahlkampf der Opposition ansehen.“

De Morgen (BE) /

Biden muss auf die geschröpften Bürger hoffen

Es ist nicht gesagt, dass die Enthüllungen Biden in der ersten TV-Debatte helfen werden, folgert De Morgen:

„Ein harter Kern von Trump-Wählern stammt schließlich aus der Tea-Party, einer Fraktion der Republikaner, die zur Zeit von Präsident Obama und Vizepräsident Biden durch ihren Widerstand gegen Steuern und Staatsausgaben Einfluss erlangte. Ihr größter Feind nach Obama war der Internal Revenue Service (IRS), die föderale Steuerbehörde, der sie so wenige Dollar wie möglich überlassen wollten. Und genau das machte Trump ihnen vor. Biden muss daher am Dienstagabend vor allem hoffen, dass die noch unentschiedenen Wähler sich die Debatte anschauen - mit ihren hohen Steuerbescheiden und Arztrechnungen in der Hand.“