Rechtspopulisten ziehen ins rumänische Parlament

Überraschend ist die nationalistische Partei Alianța pentru Unirea Românilor (AUR) bei der Wahl am Sonntag ins rumänische Parlament eingezogen - mit 8,69 Prozent in die Abgeordnetenkammer und 8,77 Prozent in den Senat. Die Partei spricht sich unter anderem gegen Multikulturalismus aus, auch werden ihr Verbindungen zur rechtsextremen Szene nachgesagt. Erklärungsversuche aus Rumänien und Ungarn.

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Azonnali (HU) /

Tragische Folge der Enttäuschung

Journalist Csaba Vass zeigt sich in Azonnali entsetzt angesichts des Einzugs der Partei ins Parlament:

„Ich hasse die AUR nicht, weil sie die Ungarn nicht mag, sondern weil die Partei auch Rumänien nicht liebt und es nie lieben können wird, da sie dieses Land gar nicht kennt. AUR wird nicht von Rumänen geleitet, sondern von Menschen, die nie etwas Anderes getan haben, als Rumänen zu beobachten. Und das Einzige, was sie entdeckt haben, waren deren Ängste. AUR ist nichts Anderes als das Zeichen der Enttäuschung über die rumänische Politik der vergangenen dreißig Jahre.“

Spotmedia (RO) /

Ein Gefühl von Heimat in der Fremde

Was viele Auslandsrumänen in den Bann der AUR zieht, verdeutlicht Spotmedia:

„Diese Partei hat es geschafft, bei den Rumänen, die im Ausland arbeiten, das Gefühl am Leben zu halten, dass sie sich für ihr Land opfern. ... Es ist diese kleine nationalistische Erzählung, die sie brauchen, um sich wichtig zu fühlen. ... Im Kreis Botoșani hat die Partei viele Stimmen eingefahren - ein Kreis, der durch die Abwanderung geprägt ist, wo es ganze Dörfer gibt, in denen die Kinder von ihren Verwandten betreut werden, mit halb fertigen Häusern, weil das Geld nicht ausreichte, um sie fertigzustellen und die Familien wieder zusammenzuführen. ... Hier überleben die Leute dank emotionaler Erzählungen. ... Die AUR hat mit ihrem traditionellen und identitären Diskurs einen Nährboden gefunden.“

G4Media.ro (RO) /

Ein Zufluchtsort für die Verirrten

G4media macht sich keine allzu großen Sorgen:

„Es ist eine Partei ohne eigenes Leben, ohne Strukturen in den Regionen, ohne Bürgermeister, ohne Leute in den Lokalverwaltungen. So wie Motten ins Licht fliegen, zog sie eine bestimmte Art von Wählern an, die vom Extremen und Radikalen fasziniert sind, von Slogans für die Vereinigung [mit der Republik Moldau], von Parolen gegen Schutzmasken, gegen Ungarn, gegen Globalisierung, von patriotischen Losungen. Wenn die Lampe so plötzlich ausgeht, wie sie angegangen ist, werden diese Wähler erneut durch die Dunkelheit ihres Geistes tappen, auf der Suche nach einem politischen Vehikel, das sie repräsentiert. Dieses Publikum wird niemals verschwinden, es hatte und wird immer ein Potenzial von zehn, maximal 20 Prozent haben.“