Auf dünnem Eis: Fasel bei Lukaschenka

Im Mai soll die Eishockey-WM in Riga und Minsk starten. Doch gegen Belarus als Gastgeber gibt es aus politischen Gründen starke Vorbehalte. Beobachter spekulierten, dass der Eishockey-Weltverband letztlich Corona vorschieben könnte, um die Austragung in Minsk platzen zu lassen. Doch nun ließ sich dessen Chef René Fasel in Minsk demonstrativ von Lukaschenka empfangen. Dafür hagelt es Kritik.

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Nowaja Gaseta (RU) /

Ein unerfreulicher Paartanz

Nowaja Gaseta befürchtet, dass die Sturheit Fasels dem Eishockey nachhaltig schadet:

„Der Gast hatte keine Lust, über politische Fragen zu reden. Obwohl alles, was rund um die WM vor sich geht, reinste Politik ist. 'Sport steht außerhalb der Politik' ist nur eine schöne Phrase. Bei der Organisation globaler Events dominieren zwei Dinge: Politik und Geld. Fasel will aber partout kein Geld verlieren wegen einer erneuten Absage oder Verlegung der WM. Und Lukaschenka braucht die Meisterschaft, um seine äußerst zweifelhafte Legitimität zu bekräftigen. Dieser Paartanz wird das Eishockey kaputt machen, sofern man Fasel nicht zur Vernunft bringt. “

Neue Zürcher Zeitung (CH) /

Einfach nicht hinfahren

Die Neue Zürcher Zeitung ruft die nationalen Verbände zum Boykott des Eishockey-Turniers auf:

„René Fasel hat eine Dummheit begangen. Indem er sich nach Weissrussland begab, setzte er sich der Gefahr aus, politisch manipuliert zu werden – was dann auch prompt geschehen ist. Seit Monaten schiebt die IIHF aus wirtschaftlichen Überlegungen, möglicherweise auch wegen des sanften Drucks aus dem Kreml, die längst fällige Absage der Weltmeisterschaft in Weissrussland vor sich her. ... Doch ebenso mutlos handeln all jene, die nun aus der Distanz Härte und Entschlossenheit fordern ..., ohne selber Konsequenzen zu ziehen. Bis heute hat kein Verband die Teilnahme an der hoch umstrittenen Weltmeisterschaft abgesagt. Nun ist es Zeit, Farbe zu bekennen.“