Schwedens Stromnetz unter Druck

In Schweden, wo zum Jahreswechsel ein weiterer Atomreaktor abgeschaltet wurde, haben winterliche Temperaturen zu Engpässen bei der Stromversorgung geführt. Das Land hat deshalb unter anderem Kohlestrom aus Polen und Deutschland importiert, die Strompreise stiegen deutlich. Bei der schwedischen Presse schrillen die Alarmglocken – und es melden sich die Atomkraft-Befürworter zu Wort.

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Svenska Dagbladet (SE) /

Staubsaugende Svenssons können es nicht richten

Svenska Dagbladet kritisiert das Schwedische Fernsehen, das die Bürger auffordert, im Namen des Klimaschutzes Strom zu sparen:

„Es ist interessant, dass SVT mit keinem Wort erwähnt, dass die Kernkraft-Abschaltung dazu geführt hat, dass der Strom nicht mehr dort ist, wo er gebraucht wird, und dass wir deshalb abhängig von CO2-intensivem Strom aus Mitteleuropa werden. Nichts wird gesagt über politische Verantwortung, sondern staubsaugende, duschende und wasserkochende Svenssons sollen es richten ... Wir haben grünen und preiswerten Strom stillgelegt und müssen ihn mit teurem Schmutz ersetzen. ... Dass unser größtes, steuerfinanziertes Medienhaus im Dienst der Allgemeinheit die Situation nicht kritisch beleuchtet - das ist unfassbar.“

Expressen (SE) /

Kernkraft ist noch immer unverzichtbar

Expressen sieht Deutschland als warnendes Beispiel für Schweden:

„Kürzlich erklärte die IEA [Internationale Energieagentur], dass eine Abwicklung der bestehenden Kernkraftwerke es unmöglich macht, die Klimaziele zu erreichen. Die Deutschen sollten darauf hören, ihre Reaktoren wieder starten und am besten noch neue bauen. ... Genau wie die Deutschen haben wir eine große und stolze Exportindustrie, die eine vorhersehbare Stromversorgung braucht. Und genau wie sie haben wir den überstürzten Beschluss der Kernkraftabwicklung gefasst - während die Umstellung auf fossilfreien Brennstoff mehr Energie braucht als je zuvor. In dieser Woche haben wir als Konsequenz deutsche Braunkohle importiert. Künftig könnte es, wenn auch indirekt, russisches Gas sein. Das ist energiepolitischer Wahnsinn und aus sicherheitspolitischer Sicht verblüffend leichtsinnig.“