Griechenland: Skandal um Missbrauch und Seilschaften

In Griechenland hat die Polizei am Wochenende den ehemaligen künstlerischen Leiter des Nationaltheaters Dimitris Lignadis verhaftet. Er war Anfang des Monats unter anderem wegen Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger von seiner Position zurückgetreten. Kritiker werfen der Regierung vor, den Fall vertuscht zu haben, auch deshalb, weil Lignadis ein Freund von Premier Kyriakos Mitsotakis sei.

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TVXS (GR) /

Die Regierung ist eine Geisel

Der Schauspieler und Regisseur Lignadis gelangte im August 2019 ohne Ausschreibungsverfahren in seine Position - wenige Wochen nach dem Amtsantritt von Premier Mitsotakis und Kulturministerin Lina Mendoni. TVXS findet das Schweigen der Regierung ungeheuerlich:

„Diese sagt weder, wie und warum Mitsotakis Lignadis an die Spitze des Nationaltheaters gesetzt hat, noch erklärt sie, warum sie Mendoni nicht von der Leitung des Kulturministeriums entfernt. ... Wenn der Premierminister mit Mut und Aufrichtigkeit über seinen Fehler sprechen würde und versuchte, Reue zu zeigen, wäre der Horizont etwas klarer. Aber genau das Gegenteil passiert. Und so scheint Mitsotakis nicht nur eine Geisel von Mendoni zu sein, sondern auch von Lignadis, der aber am Ende wird sprechen müssen.“

News247 (GR) /

Das Monster ist noch längst nicht ausgegraben

Auch News247 macht aus seiner Empörung über die Leute in der Regierung keinen Hehl:

„Wenn sie Lignadis nicht kannten, wie ist es dann möglich, dass sie ihn durch einen direkten Auftrag ernannt haben? ... Warum trat Mendoni nicht zurück und gab zu, dass sie ihre Pflichten durch den Betrug mit Lignadis verletzt hat? Wobei ihr Rücktritt noch lange nicht die Probleme löst. Unsere Gesellschaft braucht eine gründliche Katharsis - von der Kunstszene über die Politik bis hin zur Arbeitswelt. Wenn wir jetzt etwas gewonnen haben, dann ist es die Tatsache, dass endlich auch große Namen auftauchen. … Doch es ist nur ein Anfang. Bis wir die tiefen Fangarme des Monsters ausgraben, haben wir noch einen langen Weg vor uns.“