Frühling und Ferien - aber kein Frohlocken

Zum zweiten Mal sind in Europa Ostern und die Ferien um das Fest herum geprägt von der Corona-Pandemie. Wie schon vor Weihnachten sehen viele Kommentatoren die Feiertage überschattet - vom Hin und Her der Politik, frustrierten Gastronomen, paradoxen Regelungen zu Reisen und Besuchen und der Aussicht auf überfüllte Kirchen.

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De Telegraaf (NL) /

Kirchen dürfen Freiheiten nicht missbrauchen

Religionsgemeinschaften sind in den Niederlanden vom Versammlungsverbot ausgenommen, doch wird diesen dringend empfohlen, dass maximal 30 Menschen zusammenkommen. Dass sich einige strenggläubig protestantische Kirchengemeinden darum nicht scheren, besorgt De Telegraaf:

„Mit der Sonderstellung geht Verantwortung einher. ... Zum Glück haben fast alle Kirchen gezeigt, dass sie das verstehen. ... Aber zu Ostern droht das Schreckensbild übervoller Kirchen. Das ist unverantwortlich. Die Freiheit, die die Kirchen im Corona-Gesetz bekommen haben, dürfen sie nicht missbrauchen, um hunderte Gläubige zusammenkommen zu lassen. Auch bei den Kirchen aus der streng-reformierten Ecke muss sich das Bewusstsein für die eigene Verantwortung durchsetzen.“

La Stampa (IT) /

Widersprüchliches Chaos

Das ganze Durcheinander von Regeln und Lockerungen ist nicht mehr nachvollziehbar, schimpft La Stampa:

„Man kann [von Italien aus] auf die Kanarischen Inseln fliegen, aber nur, wenn man nicht in einer roten Zone wohnt. Aus Frankreich dürfen Touristen kommen, aber man darf keinen Verwandten besuchen, wenn sie in einer roten Zone wohnen. … Doch es sind nicht nur die inländischen Widersprüche, die diese wenigen Tage der Osterferien komplizierter machen als ein Sudoku. Wieder einmal spielt jeder in Europa nach seinen eigenen Spielregeln: Der eine öffnet, der andere schließt, der nächste öffnet aus juristischen Gründen, bittet aber darum, dass die Beherbergungsbetriebe geschlossen bleiben, mit dem Ergebnis, dass man bestenfalls Touristen ohne Tourismus hat. Welchen Sinn macht das?“

Corriere del Ticino (CH) /

Da können wir nur hoffen

Viele Ferienregionen rechnen mit einem Besucherandrang zu Ostern. Sorgenvoll blickt diesem Corriere del Ticino entgegen:

„Wir können nur die Daumen drücken, dass das Verhalten der Menschenmassen, die in den kommenden Tagen ins Tessin strömen werden, der heiklen Situation Rechnung trägt. Und vor allem müssen wir hoffen, dass keine weiteren sozialen Spannungen entstehen in einer Zeit, in der die Menschen eher neugierig das Verhalten anderer Menschen beobachten, als auf ihr eigenes Verhalten zu schauen. … Zahlreiche Widersprüche bleiben bestehen, zum Beispiel in der Gastronomie, wo sich Wut und Frustration breit machen. Wir können die Gastronomen verstehen, die seit 97 Tagen geschlossen haben und keine Zugeständnisse bekamen, während die Hotel-Restaurants den Betrieb aufnehmen. … Hoffen wir, dass aus dem Ostertraum kein Alptraum wird.“