Coronafolgen: Wieviel Geld braucht Bildung jetzt?

Viele Länder Europas beraten derzeit, wie die durch Homeschooling entstandenen Bildungsprobleme behoben werden sollen. In Großbritannien trat der Bildungssanierungsbeauftragte Kevan Collins zurück, nachdem statt der von ihm geforderten 15 Milliarden Pfund nur 1,4 bewilligt wurden - eine Summe, die auch die Landespresse diskutiert. Derweil regt sich in den Niederlanden Kritik an einem größeren Finanzpaket.

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The Independent (GB) /

Auf die richtige Dosis kommt es an

Die 1,4 Milliarden reichen bei weitem nicht, findet The Independent:

„In gewisser Weise lässt sich das Schicksal der aktuellen Schülerkohorte mit Long Covid vergleichen - die Nachwirkungen der Pandemie könnten noch Jahre oder Jahrzehnte später spürbar sein. Die Nation wird den Preis für weniger gut ausgebildete, weniger produktive Arbeitskräfte zahlen. Wie bei jeder Behandlung sollte die Medizin, die unsere Schulen benötigen, schnell und in wirksamer Dosis verabreicht werden. 50 Pfund [rund 58 Euro] pro Kind reichen für die vollständige Genesung der Bildung nicht.“

The Daily Telegraph (GB) /

Geld ist nicht die Lösung

Die Schulen sollten die vorhandenen Mittel einfach besser einsetzen, meint dagegen The Daily Telegraph:

„Gavin Williamson, der Bildungsminister, hatte schon Mühe, seine ursprünglichen Maßnahmen in Höhe von 1,4 Milliarden Pfund zu rechtfertigen. Das sind beträchtliche Ausgaben, die jedoch weit hinter dem zurückbleiben, was Sir Kevan wollte. Wie bei[dem Gesundheitssystem] NHS geht es hier im Kern um den Trugschluss, dass hohe Geldsummen einen großen Unterschied machen. ... Dabei erreichen besser arbeitende Systeme oft mehr mit kaum oder gar keinen Extrakosten. Die Regierung darf die Kinder nicht im Stich lassen und sollte sich auf praktische Vorschläge konzentrieren, statt sich auf weitere Geldausgaben zu fixieren.“

NRC (NL) /

Schluss mit dem Löcherstopfen!

In den Niederlanden hatte die Regierung den Schulen für die Corona-Zeit acht Milliarden zusätzliche Euro zugesagt, um Bildungsrückstände aufzufangen. Doch einmalige Finanzspritzen bringen nichts, klagt NRC Handelsblad:

„Die Schulen schreien vor allem nach extra Lehrern, kleineren Klassen, mehr Aufmerksamkeit und Begleitung für individuelle Kinder. Dafür sind strukturelle Lösungen nötig. Der Beruf des Lehrers muss wieder mehr Ansehen bekommen, um mehr Menschen dazu zu bewegen, die Schule zu wählen statt etwa eine Stelle in der Wirtschaft. In sieben Jahren fehlen nach den neuesten Berechnungen in den Grundschulen rund 10.000 Lehrer. Die Schulen sind in den vergangenen Jahrzehnten ständige Opfer von einer Politik des Kürzens und Löcherstopfens gewesen.“