Barbados schafft die Monarchie ab

Nach knapp 400 Jahren unter britischer Herrschaft hat der karibische Inselstaat Barbados diese Woche die Queen als Staatsoberhaupt abgesetzt und sich in eine Republik verwandelt. Neues Staatsoberhaupt ist Sandra Mason, die zuvor als Generalgouverneurin und damit als Vertreterin der Königin in Barbados im Amt war. In den Kommentarspalten wird das Ereignis aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet.

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The Irish Times (IE) /

Brexit der anderen Art

Der Schritt war längst fällig, findet The Irish Times:

„Barbados hat in seiner eigenen Version eines Brexits die weitgehend formalen, aber symbolisch wichtigen Spuren einer zuweilen brutalen Kolonialherrschaft abgeschüttelt. ... Dieses Erbe ist noch immer allgegenwärtig, das zeigte der Windrush-Skandal [von 2018, als aufgedeckt wurde, dass Tausende seit Jahrzehnten in Großbritannien lebende Bürger früherer Kolonien als illegale Einwanderer betrachtet wurden]. Premierministerin Mia Mottley forderte im Juli erneut Großbritannien und die anderen ehemaligen Kolonialmächte auf, Barbados und seinen Nachbarn Reparationen für den Sklavenhandel zu zahlen, bei dem zwischen 1627 und 1807 britische Schiffe Tausende Afrikaner auf die Insel brachten, um unter schlimmsten Bedingungen in riesigen Zuckerplantagen zu arbeiten.“

The Spectator (GB) /

Xi hat den Fuß schon in der Tür

Die Abkehr des 300.000-Einwohner-Staats vom Vereinigten Königreich geht mit einer Hinwendung zu Peking einher, analysiert The Spectator:

„Die Entscheidung scheint in gewissem Maße von Chinas Aktivitäten beeinflusst worden zu sein. Barbados hat sich Chinas 'Neue Seidenstraße'-Initiative angeschlossen. In Peking wurde ein Büro eröffnet, um Investitionen auf Barbados zu erleichtern. Premierministerin Mia Mottley lobt Chinas Präsident Xi als 'sehr engagiert'. Barbados war eines der ersten englischsprachigen karibischen Länder, welches Beziehungen zu China aufbaute. Und Peking investiert nun Millionen Dollar in die Streitkräfte des Landes.“

Polityka (PL) /

Nur die Queen hält das Commonwealth noch zusammen

Das ist ein herber Schlag für die britische Krone, meint Polityka:

„Die Karibikinsel Barbados mit ihren 300.000 Einwohnern war seit 1627 britische Kolonie, bekannt für ihren Zuckerrohranbau, für die Sklavenarbeit auf den Plantagen und für den Reichtum der Kolonisatoren, denn die Insel war stets strategisch bedeutend und wohlhabend. Man nannte sie 'Klein-England'. ... Neben dem Mutterland bleiben nun noch 14 souveräne Staaten, die dem Commonwealth angehören und die Elisabeth als Herrscherin anerkennen, allen voran Kanada, Australien und Neuseeland. Solange sie auf dem Thron ist, wird diese Liste nur langsam abschmelzen. Aber danach?“