AI Act: EU will Künstliche Intelligenz zähmen

Die EU will Vorreiter bei der Regulierung von Künstlicher Intelligenz (KI) werden und kommt dem langsam näher: Die zuständigen Parlamentsausschüsse haben den Artificial Intelligence Act der EU-Komission in geänderter Form, etwa mit dem Verbot von Systemen zur Gesichts- und Gefühlserkennung, angenommen. Anfang kommender Woche soll nun im Europaparlament darüber diskutiert werden.

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Les Echos (FR) /

Ohne Menschen geht es nicht

Echte Menschen werden unabdingbar bleiben, betont Alexandre Guérin, CEO des Marktforschungsunternehmens Ipsos, in Les Echos:

„Ob im Bereich des Lernens, der Forschung oder der Ideenentwicklung - es ist unerlässlich, sich auf die Bewertung durch Nutzer aus Fleisch und Blut zu stützen. Ein optimiertes Lernen durch menschliche Erfahrungen gilt für alle Aspekte der Konzeptualisierung, der Auswahl von Datenmaterial, des Trainings, der Modellierung und des Einsatzes von KI-Modellen: Es ist die Voraussetzung für die Gewissheit, dass wir ihren Nutzen und ihre Qualität in einem grenzenlosen, aber unsicheren Universum steigern können.“

Új Szó (SK) /

Nicht verstehen, aber trotzdem militärisch nutzen?

Új Szó betont die Risiken eines militärischen Einsatzes von KI:

„Während eines simulierten Tests der US-Armee [inzwischen wurde seitens der Armee klargestellt, dass es sich um eine hypothetische Denkübung handelte] hat eine mit künstlicher Intelligenz ausgestattete Drohne ihren Piloten getötet, um die anstehende Mission um jeden Preis zu erfüllen. ... [Trotzdem] hat die US-Luftwaffe angefangen, auf künstlicher Intelligenz basierende Systeme, unter anderem in F-16-Kampfjets, zu installieren. ... Gerade weil solche Systeme leicht zu täuschen oder zu manipulieren sind, sollten wir besser verstehen, warum die Software bestimmte Entscheidungen trifft.“

El País (ES) /

Weltweit koordinieren

El País applaudiert:

„Die Transparenz seiner Funktionsweise, die Qualität der verarbeiteten Daten und die Identifizierung der Quellen sind notwendige Voraussetzung dafür, dass der Bürger weiß, was ein System bietet, das in zahlreichen Berufen enorm nützliche Dienste leisten kann. Die Grundlage muss jedoch das Vertrauen des Bürgers in seine Zuverlässigkeit sein. Die Fähigkeit, glaubwürdige und kohärente, aber gefälschte Texte oder Bilder zu generieren, und die Gefahr böswilliger Nutzung stellen uns alle vor Herausforderungen. Die EU hat mit diesem Gesetz eine Vorreiterrolle übernommen. Das nächste Ziel muss nun sein, die KI-Kontrollmaßnahmen mit anderen Regionen der Welt zu koordinieren und Mechanismen für eine wirksame Durchsetzung zu schaffen.“

Tages-Anzeiger (CH) /

Verpasste Chancen

Die Reaktionen aus Europa auf die neue Technologie muten seltsam an, findet der Tages-Anzeiger:

„Italien sperrte ChatGPT vorübergehend. Die Europäische Union plant ein Gesetz zu KI und schlägt als erstes Parlament weltweit Vorgaben für ChatGPT vor. Regulieren statt Innovation im digitalen Bereich – Europa folgt seinen alten Reflexen. ... Bekanntlich stammt keine nennenswerte Suchmaschine aus Europa, geschweige denn ein erfolgreiches soziales Netzwerk oder ein bahnbrechender Textroboter. In diesen Bereichen haben die USA und China die Nase vorne. Der alte Kontinent läuft einmal mehr Gefahr, bei der Entwicklung neuer Technologien weiter abgehängt zu werden.“

NRC (NL) /

Auf die Gesellschaft kommt es an

Die Bürger müssen einbezogen werden, fordert NRC:

„Wie wollen Bürger eigentlich selbst die Künstliche Intelligenz nutzen - und wie nicht? Das sind Fragen, die bisher vielleicht noch futuristisch erschienen, über die die Menschen aber auf allen Ebenen der Gesellschaft besser schnell reden sollten. ... Es ist wichtig, dass die EU weiterhin entschlossen Sicherheitsregeln erarbeitet für Künstliche Intelligenz und zugleich die innovative Industrie nicht unnötig einschränkt. Aber es hängt zu viel von diesen gesellschaftlichen Fragen ab, um Antworten der EU und den Tech-Unternehmen zu überlassen. Außer kluger Gesetzgebung brauchen wir vor allem eine aufmerksame Bürgerschaft in dieser KI-Revolution. Das ist etwas, was Computer vorläufig echt noch nicht können.“

Berlingske (DK) /

Kinder und Jugendliche schützen

Berlingske wirft angesichts von Entwicklungen wie dem Snapchat-Chatbot My AI einen besorgten Blick auf die Jüngsten:

„Im Fall von Snapchats KI-Freund sollten wir kritisch und behutsam mit Technologie-Konservatismus reagieren. ... Wir sind es den jüngeren Generationen schuldig, von der überbordenden Technikbegeisterung der letzten Zeit einen großen Schritt zurückzutreten. ... Erinnern Sie die Kleinen jeden Tag daran, dass die besten Freunde, die sie durchs Leben tragen, lebendige, komplexe Seelen sind, die nicht die Standardantwort 'Hallo, womit kann ich Ihnen helfen' geben.“