PRO: Private Raumfahrt ist innovativer
Von Norbert Lossau
In den frühen Zeiten des Kalten Krieges war Raumfahrt in erster Linie eine Frage von Prestige und militärischer Überlegenheit – plus ein bisschen Wissenschaft. Niemand wäre damals auf die Idee gekommen, eine private Firma damit zu beauftragen, Menschen auf den Mond zu bringen. Raumfahrt war durch und durch eine staatliche Angelegenheit. Das hat sich indes längst geändert, auch wenn es noch immer die Nasa als staatliche Behörde gibt.
Bei der Nutzung des Weltalls stehen heute kommerzielle und wissenschaftliche Aspekte im Vordergrund. Da geht es um große TV- und Wettersatelliten oder auch viele kleine Erdtrabanten, die als Schwarm eine globale Versorgung mit dem Internet ermöglichen sollen.
Die Satelliten werden ohnehin von Firmen gebaut, warum sollten nicht auch Raketenstarts kommerziell angeboten werden? Nichts spricht dagegen, vieles dafür. So sind privatwirtschaftlich organisierte Unternehmen innovativer und erledigen Dinge effizienter, flexibler, schneller und auch preiswerter als Behördenapparate.
Tatsächlich ist der Start der Rakete namens Falcon Heavy kein Paradigmenwechsel. Bereits seit Jahren sind große Teile des Raumfahrtbusiness mehr oder weniger privat – und das nicht nur in den USA. Auch die europäischen Ariane-Raketen werden von einer Firma ins All geschossen, dem französischen Unternehmen Arianespace.
Wie viel staatliche Unterstützung Raumfahrtfirmen erhalten, ist eine andere Frage. So hat etwa Europa ein politisches Interesse an einem eigenen, unabhängigen Zugang zum All. Dafür fließen Steuergelder. Deshalb muss man die agierenden Firmen aber nicht verstaatlichen. Das käme teurer.
Und auch die Nasa profitiert davon, dass sie Raketenstarts am Markt einkaufen kann. Weil es dort mehrere Anbieter, also Konkurrenz gibt, wirkt sich das günstig auf die Kosten aus. Private Raumfahrt ist preiswerter als staatliche. Und in der Praxis hat es sich bewährt, auch militärische Satelliten von privaten Dienstleistern in den Erdorbit bringen zu lassen. Das lässt sich alles so organisieren, dass dabei die hoheitlichen Aspekte, wie etwa die Geheimhaltung, gewahrt bleiben können.
Man mag Elon Musk für eine schillernde Persönlichkeit halten, doch wer kritisiert, dass er mit der Falcon Heavy einen Sportwagen auf die Reise zum Mars geschickt hat, dem kann man nur sagen: Das ist Kunst, Weltraumkunst.
CONTRA: Das All gehört nicht Elon Musk
Von Kathrin Spoerr
Es gibt nur wenige Dinge, die den Menschen von den Tieren unterscheiden, und eines davon ist es, in den Himmel zu schauen zu den Sternen und sich dorthin zu wünschen. So lange es Menschen gibt, so lange träumen sie davon, das All zu erobern. In den Himmel zu streben, war lange eine Sache, um die sich Staaten kümmerten, bis jetzt. Mit SpaceX flog etwas ins All, das nicht von einem Staat geschickt worden war, sondern von einer Privatperson, Elon Musk. Seine Rakete war stärker als die meisten Raketen bisher. Die Ingenieure der ganzen Welt applaudierten wie Kinder, weil die Hilfsraketen so schön synchron auf der Erde gelandet sind.
Elon Musk ist ein Privatunternehmer, der sein Geld mit kreativen Erfindungen verdient. Das Erste, was Musk mit seiner Superrakete ins Weltall schickte, war ein Tesla. Auch Tesla gehört Elon Musk. Musks Rakete kann 60 Tonnen Fracht ins Weltall schicken. Er hätte alles Mögliche transportieren können, Operationssäle, Solaranlagen, Windräder, Kunstwerke, Kinderzeichnungen. Aber er schickte ein Auto, sein Auto, sein Produkt. Im Grunde schickte er sich selbst ins All.
Was sagt uns diese Aktion? Sie sagt: Seht mich an! Mich! Mit der besten Rakete und mit dem besten Auto habe ich das Weltall betreten. Es ist, als hätte er dem Weltall damit seinen Stempel aufgedrückt. Als würde Musk der Menschheit mitteilen wollen, dass das alles von nun an ihm gehört. Bisher hat das Weltall niemandem gehört und damit allen.
Jetzt ist Elon Musk der erste Privatier im Weltall, und er hat nicht mal versucht, seine Absichten zu verschleiern. Wir wissen nicht, was er das nächste Mal schicken wird, ob er Lust hat, auch in der Zukunft mit der Nasa, dem Staat, zusammenzuarbeiten. Er hat einen Tesla hochgeschickt, „weil er es kann“, wie man überall ehrfurchtsvoll lesen konnte. Was kann er beim nächsten Mal schicken, „weil er es kann“? Überwachungssatelliten? Atombomben? Niemand weiß es.
Elon Musk hat sich den Traum der Menschheit erfüllt, zu den Sternen zu fliegen, und das Erste, was er tat: Er machte das All zur Ware. Aber das Weltall sollte nicht dem Mann mit dem meisten Geld und dem geilsten Auto gehören. Es gehört nicht Elon Musk.