Soziale Netzwerke:Der Druck steigt

Hass, Fake News: Der laxe Umgang könnte sich bald rächen.

Von Helmut Martin-Jung

Zuerst die von Russland manipulierte US-Wahl, dann Kritik aus der eigenen Branche, und nun auch noch das: Unilever, das Unternehmen mit dem weltweit zweithöchsten Werbebudget und Marken wie Rama, Magnum oder Knorr, droht den großen sozialen Netzwerken wie Facebook und Google damit, Werbe-Etats abzuziehen. Die bisher stets so strahlenden Tech-Unternehmen stecken in einer Imagekrise, der Druck wächst. Werbung ist schließlich ihre weitaus wichtigste Einnahmequelle. Doch wer Hass und Falschmeldungen ein Forum gibt, bietet kein gutes Umfeld für Werbung.

Dass Unilever Ernst macht, ist derzeit zwar nicht wahrscheinlich. Facebook, Instagram oder Youtube haben zusammen Milliarden an Nutzern, viele von ihnen besuchen die Angebote täglich, besonders die für Werber interessanten jüngeren Verbraucher. Doch das muss auch nicht so bleiben. Es wäre nicht das erste Mal in der Geschichte des Internets, dass auch große Unternehmen ins Trudeln geraten.

Das könnte sich sogar beschleunigen, falls die Staaten ihre Möglichkeiten nutzen und die Internet-Unternehmen durch Regulierung zu einem verbraucherfreundlicheren Verhalten zwingen. Das deutsche Netzwerkdurchsetzungs-Gesetz ist ein - wenn auch wenig gelungenes - Beispiel dafür. Die Netzwerke täten also gut daran, nicht bloß mit Worten, sondern mit wirksamen Taten zu zeigen, dass sie sich ernsthaft bessern wollen. Sonst könnte ihr Absturz ebenso jäh werden wie ihr Aufstieg steil war.

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