Italien:Vor der Katastrophe

Das Land steuert auf Neuwahlen zu - und auf einen weiteren Rechtsruck.

Von Oliver Meiler

Italien hat große Mühe, sein politisches Gleichgewicht wiederzufinden. Außergewöhnlich ist das nicht in diesen Zeiten flüchtiger Mehrheiten, gerade in Europa. Deutschland brauchte für die Regierungsbildung ein halbes Jahr. Dagegen nehmen sich die mittlerweile sechzig Tage währenden Dramen im neuen römischen Parlament recht überschaubar aus. Aber auf Italien schaut die Welt etwas strenger, und das mit gutem Grund. Das Land ist hoch verschuldet, sein Bankensystem hat sich nach langer Krise erst einigermaßen erholt, die Wirtschaft wächst auf bescheidenem Niveau. Politische Stabilität wäre deshalb wichtig. So schnell wird es die aber nicht geben.

Nach dem Scheitern der Sondierungsgespräche scheint eine Gefahr fürs Erste gebannt zu sein: Die Protestbewegung Cinque Stelle und die Rechtspartei Lega haben nicht zueinandergefunden. Eine europafeindliche, russlandfreundliche, populistische Regierung wäre verheerend für das Land und den Kontinent gewesen.

Die Gunst der Wähler für die beiden Parteien ist jedoch ungebrochen, das zeigen alle Umfragen. Und so ist zu befürchten, dass bei den nächsten, bald fälligen Wahlen eine wirkliche Katastrophe in Italien geschehen wird: Dann werden Lega und Cinque Stelle das Parlament wohl konkurrenzlos beherrschen wie Pest und Cholera.

© SZ vom 08.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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