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Meinung Treffen mit Putin

Sebastian Kurz, Europas Brückenbauer

Putin und Kurz wollen an den Beziehungen beider Länder arbeiten

Russlands Präsident Wladimir Putin ist in Österreich zu Besuch. Bei seinem Treffen mit Kanzler Sebastian Kurz soll es um die wirtschaftliche Zusammenarbeit und die Beziehungen beider Länder gehen.

Quelle: WELT / Isabelle Bhuiyan

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Österreichs Bundeskanzler ist einer der beliebtesten EU-Ansprechpartner für Amerikaner und Russen. Doch Kurz handelt klug, ohne Differenzen zu verwischen. Damit gewinnt er Einfluss, den Angela Merkel längst verloren hat.

Russlands Präsident Putin hat Österreichs Kanzler Sebastian Kurz jetzt schon zum zweiten Mal in diesem Jahr getroffen. Der Intimus von US-Präsident Trump, Amerikas Botschafter in Berlin, Richard Grenell, bezeichnete Kurz als „Rockstar“ und bat ihn darum um ein Treffen.

Die Nachfrage von Weltmächten nach dem Regierungschef eines relativ kleinen Landes ist ungewöhnlich groß. Kurz ist zu klug, um sich von einer der beiden Seiten vereinnahmen zu lassen. Weder eine Abweichung von den EU-Sanktionen gegen Russland ist mit ihm zu machen, noch eine Unterstützung für die Aufkündigung des Atomabkommens mit dem Iran durch Washington.

Aber Sebastian Kurz nutzt die Gelegenheit zum Dialog. Und er agiert häufig klüger als Merkel, Macron & Co. Kurz schloss sich der Ausweisung von russischen Diplomaten nach der Skripal-Affäre nicht an. Er schickte auch zur Einweihung der US-Botschaft in Jerusalem im Vorfeld seinen Botschafter.

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Wie schwach der Einfluss von Angela Merkel und Emmanuel Macron auf Donald Trump ist, zeigte deren desaströse US-Reise vor einigen Wochen. Beide kamen als begossene Pudel zurück. Moskau und Washington haben dagegen genau registriert, dass Kurz eine neue Leitfigur in Europa werden kann.

Vor zwei Jahren hat er die Schließung der Balkanroute gegen den erbitterten Widerstand von Merkel durchgesetzt, ebenso die Abschottung auf dem Mittelmeer. Aus Sicht von Putin und Trump ist Kurz in der Außenpolitik durchsetzungsstark, während Frankreichs Staatspräsident auf dem Diplomatenparkett eher dilettiert, wie zuletzt im Fall Libyens. Und die deutsche Kanzlerin wirkt müde.

Für Kurz ist das eine Chance. Er kann der Brückenbauer werden, der Europa so sehr fehlt. Nicht nur in Richtung Washington und Moskau, sondern auch zwischen den häufig zerstrittenen EU-Mitgliedstaaten. Er kann vor allem die ramponierten Beziehungen zwischen der EU und Warschau wieder neu beleben.

Wie konnten Brüssel, Paris und Berlin Polen, ein Land mit zentraler Bedeutung für Europa, zuletzt nur so sträflich ignorieren? Der EU-Vorsitz von Österreich ab dem 1. Juli ist eine große Chance – für Kurz und für die Europäische Union.

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