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Harley-Davidson will einen Teil seiner Produktion aus den USA ins Ausland verlegen.

Foto: AP Photo/Richard Drew

Das Faszinierende an Donald Trump ist, wie schwer sich Menschen mit liberalem Weltbild tun, den US-Präsidenten und seine Anhänger zu verstehen. Wer nicht in nationalistischen Kategorien denkt, Vulgarität ablehnt und internationale Beziehungen nicht bloß als Spiel mit Siegern und Besiegten betrachtet, kann mit Trump nichts anfangen. Das verleitet dazu, ihn zu unterschätzen.

Gut beobachten lässt sich dieses Phänomen derzeit im Fall Harley-Davidson. Der Motorradbauer aus Wisconsin will einen Teil seiner Produktion aus den USA ins Ausland verlegen. Grund dafür ist der von Trump angezettelte Handelskrieg. Als Reaktion auf US-Strafzölle gegen Europa hebt die EU nun ihrerseits Zölle auf US-Motorräder ein.

In Kommentaren ist von einem "Rückschlag" die Rede: Wenn Jobs verloren gehen, werden die Menschen sehen, dass Trumps Handelskrieg in die Sackgasse führt. Die These ist falsch. In der Strategie des Präsidenten geht es nämlich nicht um ökonomische Erfolge.

Für seine Anhänger in den ehemaligen Industriehochburgen des mittleren Westens ist Trump eine Identifikationsfigur. Er verklärt die amerikanischen Arbeiter zu heldenhaften Figuren, die vom Rest der Welt und der eigenen Elite über den Tisch gezogen wurden. Damit gibt er ihnen Selbstvertrauen. Und er vermittelt ihnen das Gefühl, dass er für sie kämpft. Ein solcher Kampf erfordert auch Opfer. Der Fall Harley-Davidson kann Trump nützen. (András Szigetvari, 26.6.2018)