Nie pfeifen die Ratten schriller, als wenn das Schiff nicht untergeht, das sie gerade verlassen haben“, hat Otto Graf Lambsdorff vor Jahrzehnten mit Blick auf diejenigen gesagt, die in ihrer Wut immer lauter und rabiater werden, wenn die Katastrophen ausbleiben, die sie vorhergesagt hatten.
In Bezug auf den amerikanischen Präsidenten verhält es sich ähnlich. In hilfloser Hysterie wird jede Twitter-Zuckung Donald Trumps zum Zeichen der drohenden Apokalypse, die mit Wortgewalt verdammt werden muss – ob es sich um den Flächenbrand handelt, den Washington mit der Verlagerung der US-Botschaft nach Jerusalem auslösen, oder um den Atomkrieg, den Trump gegenüber Nordkorea vom Zaun brechen werde.
Dass weder das eine noch das andere eintraf, kümmert niemanden in seiner besinnungslosen Berserkerwut. Sie ist auf deutscher wie auf europäischer Seite auch deshalb so heftig, weil sie schlaff und impotent ist. Deutsche und Europäer knurren grimmig wie ein Wolf, aber ihre Milchzähne sind stumpf.
Wären sie schärfer, dann hätte Europa den Chinesen schon vor Jahren entgegentreten müssen. Seit Jahrzehnten benimmt sich Peking in fast allen Handels- und Wirtschaftsfragen wie die Axt im Wald. Donald Trump hat ihnen nun den Handelskrieg erklärt.
Er geht dabei von folgender Annahme aus: Noch ist China nicht so stark, dass die übrige Welt seine Rücksichtslosigkeiten dulden müsste. Allerdings ist der Tag bis dahin nicht mehr fern. Wenn man Peking also zum halbwegs fairen Partner erziehen will, dann ist heute der richtige Zeitpunkt dafür.
Handelskriege schaden allen Beteiligten, hört man dagegen die Experten immer wieder warnen. Das ist richtig. Es gilt für jeden Krieg. Manchmal aber muss er trotzdem geführt werden. Auch im Reich der Wirtschaft gibt es Appeasement – mit denselben Folgen wie in der Politik. Appeasement aus Stärke mag großherzig und nobel sein. Appeasement aus Schwäche ist Leisetreterei. Trump hat dies begriffen und handelt in seiner ureigenen Art. Und Europa? Ach herrje.