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Facebook-CEO Mark Zuckerberg hat auf dem Papier über Nacht ein paar Milliarden verloren, er dürfte es verkraften können

© Josh Edelson/AFP

Einbruch an der Börse: Facebook ist noch lange nicht am Ende

Facebooks Kurssturz dürfte nicht von Dauer sein. Wer sich darüber freut, dürfte sich bald über WhatsApp-Werbung ärgern. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Oliver Voß

Auf einen Schlag verlor Facebook 150 Milliarden Dollar an Börsenwert – das ist mehr, als der größte Dax-Konzern SAP wert ist. Auslöser: Zum ersten Mal sind die Nutzerzahlen in Europa zurückgegangen. Zeigen sich da die Folgen des gigantischen Datenskandals? Haben die Leute doch genug von Fake-News und Hasskommentaren? Platzt nun gar die Filterblase?

Nein. Schließlich ist der Rückgang überschaubar. Der Kurssturz ist eher hysterisch anmutenden Erwartungen der Investoren geschuldet. Fakt ist: Immer noch loggen sich 279 Millionen täglich einmal bei Facebook ein. Das sind nur drei Millionen weniger als im Vorquartal. Der Datenskandal dürfte seine Rolle spielen, doch vor allem manifestiert sich in den Zahlen eine schon seit längerem anhaltende Facebookmüdigkeit. Auch in den USA, wo die Sorge um Datenschutz deutlich geringer ausgeprägt ist, stagnieren die Nutzerzahlen. Auch wenn Facebook selbst bei den Jungen out ist, stellt das für den Konzern kein großes Problem dar. Diesen Teil der Kundschaft erreicht er über Instagram, das ebenfalls zu Mark Zuckerbergs Imperium gehört.

Die Einnahmen legten im vergangenen Quartal um 42 Prozent zu

Als er das Bildernetzwerk 2012 kaufte, schüttelten viele Beobachter verwundert den Kopf. Eine Milliarde Dollar legte er auf den Tisch, für eine App die damals 30 Millionen Nutzer hatte. Inzwischen sind es eine Milliarde und Instagram sorgt schätzungsweise bald für ein Fünftel der Umsätze.

Auch wenn Facebook selbst also weiter schwächelt, dürfte der Gesamtkonzern so schnell keine finanziellen Probleme bekommen. Im Gegenteil. Die Einnahmen legten im vergangenen Quartal um 42 Prozent zu. Ein Wert von dem die meisten Unternehmer träumen. Allein die Analysten hatten noch mehr erwartet.

Um das Wachstum weiter hoch zu halten, dürfte sich Zuckerberg auch bald WhatsApp vornehmen. Für den beliebten Messengerdienst hatte Facebook sogar rund 19 Milliarden Dollar hingeblättert, dabei ist der kostenlose Dienst zwar enorm populär, bringt finanziell aber bis heute nichts ein. Das will Facebook schon lange ändern. Ein erster Schritt ist die Öffnung für Unternehmen. Die sollen über WhatsApp mit ihren Kunden kommunizieren können – und dafür zahlen.

Auch über Werbung wird bei Facebook schon lange nachgedacht. Die WhatsApp-Gründer hatten das immer strikt abgelehnt, doch im Streit um die künftige Strategie hat nach seinem Mitgründer Brian Acton auch Jan Koum Facebook verlassen und verzichtete dabei sogar auf Aktien im Milliardenwert. Nun ist der Weg für Mark Zuckerberg also frei – und wer sich über den Facebook-Absturz freut, dürfte sich bald über WhatsApp-Werbung ärgern.

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