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Meinung Johnsons Burka-Kommentar

Christen, Juden und Muslime müssen solchen Spott ertragen

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Boris Johnson Boris Johnson
Der frühere britische Außenminister Boris Johnson hat in einer Zeitungskolumne geschrieben, Frauen sähen in Niqab oder Burka aus wie „Briefkästen oder Bankräuber“
Quelle: Dan Kitwood/Getty Images
Der britische Politiker ist ein Clown und Opportunist, der seine Meinungen wie Hemden wechselt. Doch dass er nach seiner Niqab-Äußerung angefeindet wurde, zeigt, dass Europa ein Freiheitsproblem hat.

Boris Johnson ist in einen Shitstorm geraten. Warum? Weil der frühere britische Außenminister in einer Zeitungskolumne meinte, Frauen sähen in Niqab oder Burka aus wie „Briefkästen oder Bankräuber“. Der Rat der britischen Muslime hat die „bedauerlichen“ Äußerungen verurteilt. Naz Shah, Schattenminister für Gleichberechtigungsfragen in der oppositionellen Labour-Party, sprach von „rassistischer Beleidigung“.

Kommentatoren werfen dem Rivalen Theresa Mays vor, „Öl in die Flammen der Islamophobie zu gießen“, um sein politisches Comeback vorzubereiten. Und dies in einer Situation, da die konservative Politikerin Sayeeda Warsi – das erste muslimische Kabinettsmitglied Großbritanniens und inzwischen als Baroness Warsi of Dewsbury auf Lebenszeit Mitglied des Oberhauses – eine Untersuchung über Islamophobie in ihrer Partei verlangt.

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Ich bin kein Freund Johnsons, den ich zwar für einen begnadeten Entertainer halte, politisch aber für einen Clown und Opportunisten. Als Bürgermeister von London agierte er internationalistisch und europafreundlich, um sich dann zum Brexit-Befürworter zu wandeln, als er meinte, das wäre seiner Parteikarriere nützlich. Ich könnte also den Shitstorm schadenfroh mit einem „so was kommt von so was“ quittieren. Es lohnt sich aber, Johnsons Äußerungen im Kontext zu lesen.

Spott muss jede Religion ertragen

Er finde es zwar „absolut lächerlich, dass Leute freiwillig wie Briefkästen oder Bankräuber herumlaufen“, schrieb Johnson im „Daily Telegraph“. Doch lehne er ein Burka- und Niqab-Verbot – wie in Frankreich, Belgien, Österreich und Dänemark – ab. Der Staat sollte „einer freien Frau nicht vorschreiben, was sie in der Öffentlichkeit tragen oder nicht tragen darf“. Bravo.

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Und zwar doppelt Bravo. Selbstverständlich darf ein freier Bürger über katholische Priester witzeln, die mit Frauenkleidern herumlaufen. Das von christlichen Geistlichen getragene Kollar heißt in Großbritannien seit jeher „dog collar“ – Hundehalsband. Kippa und Schläfenlocken muss man auch nicht mögen.

Christen, Juden und Muslime – und alle anderen Gruppen – müssen solchen Spott ertragen, solange er einhergeht mit der Klarstellung, dass sie das selbstverständliche Recht besitzen, sich nach eigener Fasson lächerlich zu machen. Nicht Boris Johnson gießt Öl ins Feuer, sondern jene, die ihm Islamophobie unterstellen, obwohl er eine Lanze für die Freiheit gebrochen hat, die in so vielen EU-Ländern auf der Strecke geblieben ist.

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