Die Finanzmärkte zittern vor dem ersten Budget der Populistenregierung.
Wenn in jüngster Zeit von Italien die Rede war, dann meist im Zusammenhang mit der Migrationskrise. Diese verdeckt zurzeit ein gravierendes Problem, das schon bald auf Europa zukommt: Ende September wird die neue Regierung ihr Budget für 2019 vorlegen. Stehen da alle Goodies drinnen, die die Regierung in Rom ihren Wählern versprochen hat, dann wird dieses ein auf mehr als fünf Prozent des BIPs explodierendes Defizit aufweisen. Ganz schön viel in einer Zeit, in der die übrigen Euroländer Defizite ab- statt aufbauen. Wenn das auch nur annähernd eintrifft, dann sind wir auf geradem Weg in die nächste Eurokrise.
Italien steht nämlich mit rund 2300 Mrd. Euro oder 130 Prozent seines BIPs in der Kreide. 500 Mrd. hält zwar die EZB, aber 1700 Mrd. entfallen auf institutionelle Gläubiger. Und diese werden langsam nervös, denn die Hälfte dieses Schuldenbergs muss wegen Fälligkeit in den nächsten fünf Jahren refinanziert werden. Dreht Rom den Staatsausgabenhahn so richtig auf, dann gibt es größere Probleme. Trotz der EZB-Staatsanleihenkäufe stieg die Rendite von Italiens Staatsanleihen schon in den letzten Wochen stark. Derzeit stehen wir bei rund drei Prozent, kurzzeitig waren es sogar 3,2. Ein kritischer Punkt. Denn die Durchschnittsverzinsung der Papiere liegt derzeit bei 3,1 Prozent. Steigen die Marktzinsen wegen mangelnder Haushaltsdisziplin weiter, wird die Refinanzierung wegen der Kurzfristigkeit der Schuld schnell deutlich teurer. Schon jetzt liegt die Zinsenlast bei 40 Mrd. Euro.
Experten haben neulich vorgerechnet, dass die Schuldenlast durch steigende Zinsen selbst bei gutem Wachstum in den nächsten fünf Jahren auf gut 150 Prozent des BIPs gehen könnte. Also fast schon in griechische Dimensionen – und mitten hinein in ein realistisches Ausfallszenario. Die Regierung bereitet die Bevölkerung jedenfalls auf absehbare Schwierigkeiten vor: Mehrere Regierungsmitglieder haben zuletzt vor „Attacken“ der Finanzmärkte auf das Land gewarnt. Schuld sind also vorbeugend einmal die anderen. Hoffen wir, dass noch rechtzeitig Vernunft einkehrt.