Newsticker
Schlagzeilen, Meldungen und alles Wichtige
Die Nachrichten heute: Newsticker, Schlagzeilen und alles, was heute wichtig ist, im Überblick.
Zum Newsticker
  1. Home
  2. Debatte
  3. Kommentare
  4. Papst in Abu Dhabi: Der Papst-Besuch passt ins Kalkül der Gastgeber

Meinung Papst in Abu Dhabi

Der Papst-Besuch passt genau ins Kalkül der Gastgeber

Senior Editor
Papst Franziskus hält erste Messe in Abu Dhabi

Als erster Pontifex überhaupt besuchte Papst Franziskus die Vereinigten Arabischen Emirate. Am letzten Tag seines Besuches stand die erste Messe eines katholischen Oberhauptes in Abu Dhabi im Mittelpunkt.

Quelle: WELT/ Katharina Puche

Autoplay
Der Besuch des Papstes in den Emiraten ist für die Gastgeber willkommene Werbung. Sie können sich – mit viel Kalkül – tolerant geben. Doch mit dem Marketing formuliert das Land einen Anspruch, an dem es sich messen lassen muss.

Es gibt durchaus so etwas wie Papst-PR. Denn dass der Heilige Vater die Vereinigten Arabischen Emirate besucht, liegt nicht nur daran, dass er mit diesem ersten Besuch eines Pontifex auf der Arabischen Halbinsel einen historischen Schritt auf die Araber zugehen möchte, oder daran, dass er erst eine Messe in Abu Dhabi feiern müsste, um seinen Appell zur Beilegung aller Konflikte im Nahen Osten vorzutragen.

Es liegt überhaupt nicht nur an Franziskus, dass diese Reise stattfindet. Sondern auch daran, dass der Besuch seinen Gastgebern ganz besonders gut in ihr globales Marketing passt. Denn die Vereinigten Arabischen Emirate mit ihren nur 1,4 Millionen Bürgern und 7,8 Millionen Gastarbeitern positionieren sich gerade als Miniweltmacht.

Sie mischen mit in den Kriegen und an den Verhandlungstischen der Region, ihre Wirtschaft expandiert und lädt Investoren ein. Und im Kern der Markenstrategie steht ein Begriff, der im Westen schon etwas überdiskutiert klingt: Toleranz.

Lesen Sie auch

Gerade erst haben die Emire ein Toleranzministerium gegründet. Sie wollen in aller Welt die ach so netten Araber sein, die modernen, die moderaten. Nebenan werden Dissidenten zerstückelt, in Abu Dhabi ist der Papst zu Gast. Das Timing des Besuchs ist perfekt.

Aber wie das bei PR so ist – sie strahlt etwas heller als die Wirklichkeit. Denn natürlich herrscht in den Emiraten keine vollständige Religionsfreiheit, jedenfalls nicht für Muslime, die ihrem Glauben abschwören wollen.

Und auch wenn die Emirate in den Kriegen der Region – in Libyen, in Syrien – eher gemäßigte bis säkulare Kräfte unterstützen, agieren sie gemeinsam mit anderen Golfstaaten, deren Geld bisweilen genau an jene Extremisten geht, die christliche Araber vertreiben und ermorden.

Exklusiv für Abonnenten

Zudem: Die Emirate gehören zur Speerspitze jener Koalition, die im Jemen Krieg führt. Zwar verteidigen dort Saudi-Arabien und seine Verbündeten eine international anerkannte Regierung, aber das Schlachten dauert schon zu lang und bringt unfassbares Leid über die Bevölkerung. Toleranz allein reicht nicht.

Doch andererseits: Selbst wenn viel Kalkül dahintersteckt – ist es nicht auch gut, dass ein Land mit Toleranz für sich wirbt? Es gibt schlechtere Werbebotschaften – etwa bei den Rechten im Westen.

Mit ihrem Marketing formulieren die Emirate einen Anspruch, an dem sie sich messen lassen müssen. Und zwar in Dollars, Euros und Yen. Denn mit ihrem Anspruch verfolgen die Emirate auch eine Gewinnkalkulation als Bindeglied zwischen Europa, Asien und Nahost. Wenn daraus ein gutes Geschäft würde, wäre das ein gutes Zeichen.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte von Drittanbietern
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema