Julian Assange ist für manche ein Ritter, der mutig gegen Finsterlinge kämpft. Für andere ist er ein manipulativer Informationsdieb, der Unschuldige gefährdet. Zwischen diesen Extremen bewegt sich seit Jahren die Debatte um seine Person, die nun von der Verhaftung des 47-Jährigen neu angefacht wird.
Unbestreitbar ist: Die vom gebürtigen Australier gegründete Organisation Wikileaks hat in der Vergangenheit Missstände und Verbrechen aufgedeckt. Wikileaks hat wiederholt interne Dokumente der US-Armee und von anderen Behörden veröffentlicht, unter anderem zu den Kriegen in Afghanistan und im Irak. Die Welt wurde mit der dadurch geschaffenen Transparenz ein Stück sicherer. Unbestreitbar ist aber auch: Julian Assanges Verhalten war zuweilen grenzwertig, ja zweifelhaft.
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Die Affäre, die zu Ermittlungen wegen Sexualstraftaten in Schweden führte, könnte man als privat werten, auch ist Assanges Schuld nicht festgestellt. Dass er ins Botschaftsexil floh und dabei Bewährungsauflagen verletzte, wiegt juristisch im Moment schwerer. Zudem: Nicht alles, was er publiziert, genügt den Ansprüchen, die man an heldenhafte Aufklärer stellt; mitunter handelte es sich eher um Verschwörungstheorien.
Die Vereinigten Staaten werfen ihm vor, er habe Behördenrechner geknackt. Damit hätte er die Grenzen journalistischer Recherche überschritten und eine Straftat begangen, für die fünf Jahre Haft drohen. Man darf ihm einen milden Richter wünschen, der berücksichtigt, dass Assanges Intention – Aufklärung von Schwerverbrechen – gut war.
Wer kein Ritter ist, muss nicht unbedingt Schurke sein.
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Zweifelhafter Aufklärer
Wikileaks-Gründer Julian Assange ist kein Heiliger. Aber er hat grosse Verdienste.