Fauler Kompromiss beim Verbrennerverbot

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Der EU-Umweltrat einigte sich in Marathonsitzung auf Verbrenner-Aus ab 2035, außer es werden E-Fuels getankt. Praktisch ist das eher unmöglich.
Bernhard Gaul

Bernhard Gaul

Das EU-Parlament äußerte sich klar: Ab dem Jahr 2035 sollen in Europa keine Pkw mit Verbrenner-Motoren verkauft werden dürfen. In der Nacht auf Mittwoch, nach 16-stündigen Verhandlungen, präsentierte der Umweltministerrat in Luxemburg dann seinen Kompromiss. Und der heißt: Kein Verbrennerverbot ab 2035, neue Pkw dürfen ab dann nur E-Fuels tanken.

Nun hat die EU-Kommission im sogenannten Trilog-Verfahren mit Vertretern von EU-Parlament und EU-Rat (also Vertreter der Regierungen) die unlösbare Aufgabe bekommen, eine entsprechende Regelung zu finden.

Konkret muss diese beinhalten, dass ab 2035 eine neue Zapfsäule an Tankstellen nur E-Fuels anbietet und einfach überprüft werden kann, ob der Kunde sein Auto vor oder nach 2035 zugelassen hat - und ob dessen Motor E-Fuels überhaupt technisch verkraftet, ohne Motorschaden.

E-Fuels, das sind Kraftstoffe, die aus grünem Wasserstoff oder aus Pflanzen (trotz aktuell dramatischer weltweiter Lebensmittelknappheit!) hergestellt werden. Sie sind derzeit eine Utopie.

100.000 Liter bis 2023

Im kommenden Jahr will die AVL List in der Steiermark eine Produktion von Efuels starten, 100.000 Liter sind das Ziel für 2023. Nur muss klar, dass diese Kraftstoffe sehr teuer sein werden, da man für grünen Wasserstoff Ökostrom aus Wind, Wasser oder PV benötigt, und der Wasserstoff dann wieder unter Zugabe von sehr viel Energie zu einem tankbaren Kraftstoff umgewandelt werden muss. Sogar der deutsche ADAC, kein großer Freund des Verbrenner-Aus, zweifelt: „Stand heute wären für einen Liter synthetischen Kraftstoffs circa 4,50 Euro in der Herstellung fällig.“ Sehr optimistische Prognosen wie die des Wuppertal Instituts gehen davon aus, dass im Jahr 2030 ein Preis von 2,29 Euro inkl. Steuern möglich sein könnte. Die Frage bleibt offen, woher die gigantischen Mengen an grünem Strom herkommen sollen, die man dafür braucht.

Denn E-Fuels sind echte Energieverschleuderer. „Von der im Prozess eingesetzten Energie bleiben in der "Well-to-Wheel" („Quelle zum Rad“)-Betrachtung am Ende nur zehn bis 15 Prozent übrig. Zum Vergleich: Im Elektroauto kommen 70 bis 80 Prozent der Ausgangs-Energie am Rad an", sagt der ADAC.

Die grünen Umweltminister von Österreich und Deutschland zeigen sich dennoch zufrieden, weil sie nicht davon ausgehen, dass die Autohersteller eigene Motoren nur für E-Fuels entwickeln werden. Längst haben die meisten schon Zieldaten, wann sie gar keine Verbrenner-Pkw mehr produzieren. Und wo kein Angebot, da auch kein Verkauf.

Angezündet haben die Debatte um die E-Fuels ab 2035 die deutschen Liberalen. Und vielen anderen Staaten war das sehr willkommen, Italien, Portugal, Bulgarien, Rumänien und die Slowakei sprachen sich jedenfalls gegen ein Verbot 2035 aus, sondern frühestens 2040.

Übrig bleiben die verwunderten EU-Bürger. Wird der Verbrenner bei Neuwagen jetzt 2035 verboten, oder nicht? Das wird wie gesagt die EU-Kommission klären müssen. Für das Klima, und nur deswegen tun wir das, bringt das wenig bis nichts. Die Wissenschaft fordert längst ein Aus für alle Arten von Verbrennern, spätestens ab 2028.

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