Ein halbes Jahr nach Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine kommt der Vormarsch der russischen Armee nicht nur auf dem Boden ins Stocken. Wladimir Putins militärischer Komplex kämpft inzwischen mit sich selbst, mit eigenen Schwächen. Der Industrie fehlt es offenbar auf allen Linien an elektronischen Bauteilen, Mikrochips, die zur Herstellung von Hightech-Waffen benötigt werden.

Für die EU-Staaten und ihre Bürger gute Nachrichten: Geschwächte russische Kampfkraft bedeutet weniger Tote in der Ukraine.
Foto: IMAGO/Dwi Anoraganingrum

Ohne Halbleiter aus dem Westen und aus Taiwan lassen sich moderne Raketen, Panzer oder Zieleinrichtungen nur schwer nachliefern. Das geht aus Berichten von Politico und New York Times hervor. Der Kremlherr lässt mit langen Einkaufslisten rund um die Welt nach elektronischen Bauteilen suchen.

Putin zeigt Wirkung. Es sind neben dem Einbrechen der russischen Wirtschaft sichere Hinweise darauf, dass die Sanktionen besser und präziser – smarter – sind als oft behauptet. Für die EU-Staaten und ihre Bürger gute Nachrichten: Geschwächte russische Kampfkraft bedeutet weniger Tote in der Ukraine. Das war und ist der Sinn der EU-Zwangsmaßnahmen. Sie sollen Putin und seine Armee schwächen.

Auf Social Media verbreitet sich immer mehr die Mär, Europa führe Krieg gegen Russland. Putins Propaganda schürt das kräftig. Nichts ist falscher als diese Verdrehung. Europa will keinen Krieg, nicht wirtschaftlich und schon gar nicht militärisch. Wir wollen Frieden. Putin könnte den Krieg sofort beenden. Aber er will nicht. Er muss dazu gezwungen werden.(Thomas Mayer, 7.9.2022)