Noch steht der Sieger von Schwedens Parlamentswahl nicht fest. Zu knapp ist das Rennen zwischen dem linken und dem rechten Block, als dass man nicht auf die Auszählung der Briefwahlstimmen warten müsste. Doch es steht fest, dass zwei Themen – die gerne zu einem verknüpft wurden – die Wahl gewonnen haben: Kriminalität und Migration. Das Land, das sonst für Inbusschlüsselmöbel, Geschlechtergleichberechtigung und eine offene Einwanderungspolitik steht, hat zumindest in letzterem Fall die Tür wieder angelehnt.

Noch steht der Sieger von Schwedens Parlamentswahl nicht fest.
Foto: IMAGO/Dean Pictures/Francis Joseph Dean

Dass die rechtspopulistischen Schwedendemokraten Zweite werden könnten, zeigt, dass es den regierenden Sozialdemokraten nicht gelungen ist, wirksame Konzepte gegen die steigende Bandenkriminalität und fehlende Integration von Einwanderern zu präsentieren. Und außer populistischen Slogans à la "Next Stop Kabul" (Schwedendemokraten), "Wir wollen kein Somalitown" (Sozialdemokraten) und "Verpflichtende ADHS-Tests in Einwanderergebieten" (Konservative) fanden sich im Wahlkampf kaum nachhaltige Lösungsvorschläge.

Dabei liegen diese in den Schubladen von Fachleuten: bessere Ausbildungs- und Jobchancen in den Vororten mit hohem Migrationsanteil, bessere und niederschwelligere Polizeiarbeit in den Gemeinschaften sowie eine höhere Aufklärungsquote bei Schießereien – 70 Prozent sind ungelöst. Spätestens mit Regierungsantritt müssen diese Konzepte auf den Tisch. (Bianca Blei, 12.9.2022)