Deutschland bekommt bald Gas aus Katar: Eine zwiespältige Lösung

Deutschland wird bis 2041 Flüssiggas aus Katar kaufen. Ein schneller Ausstieg aus der fossilen Energie sieht anders aus, menschenrechtsorientierte Politik auch.

Mit LNG-Tankern wie diesem im Gashafen der Ras Laffan Industrial City in Katar soll Deutschland ab 2026 beliefert werden.
Mit LNG-Tankern wie diesem im Gashafen der Ras Laffan Industrial City in Katar soll Deutschland ab 2026 beliefert werden.imago stock&people

Die größte Überraschung dieser WM ist für Deutschland wohl der heute unterzeichnete Gas-Deal mit Katar. Am Dienstagmorgen gab der katarische Energieminister Saad Scharida al-Kaabi bekannt, dass Qatar Energy einen langfristigen Vertrag über die Lieferung von Flüssiggas an Deutschland abgeschlossen habe.

Ab 2026 kauft Deutschland dem WM-Gastgeber jährlich bis zu zwei Millionen Tonnen LNG ab. Für sage und schreibe 15 Jahre. Überraschend ist das, weil ein vergleichbarer Deal mit Kanada vor gut drei Monaten nicht zustande kam. Dabei wurde auch das Argument ins Feld geführt, langfristige Verträge lohnten sich nicht, denn man brauche in 20 Jahren kein Gas mehr. Dasselbe Argument wurde übrigens auch gegen Fracking in Deutschland vorgetragen.

Was soll die Welt über uns denken?

Verständlich ist: Deutschland muss realpolitische Wege finden, um sich aus der Abhängigkeit von russischem Gas zu befreien. Aber welches Signal senden wir in die Welt, wenn wir uns abermals für fossile Brennstoffe an ein autoritäres Regime binden? Es sind diese Verträge, die den Kataris so viel Geld in die Kasse spülen, dass sie sich leisten können, ihr Image mit einer völlig unrentablen WM von zahllosen Menschenrechtsverletzungen aufzupolieren – oder das zumindest zu versuchen.

Das Emirat ist einer der letzten elf Staaten weltweit, in denen Homosexualität noch mit dem Tode bestraft werden kann – und sitzt auf einem verlockenden Billionenschatz aus Gas. Es ist schon etwas peinlich, wenn deutsche Politikerinnen sich einerseits mit Regenbogenbinden in Katar präsentieren und wir die absolutistische Monarchie dort andererseits mit langfristigen Fossil-Deals finanzieren. Ja, soll der Rest der Welt denn denken, dass Deutschland nur an Symbolpolitik mit Regenbogenfahnen interessiert ist? Dass uns die Rechte von Homosexuellen und Frauen nur interessieren, wenn wir nicht von jenen profitieren, die sie missachten? Vielleicht denkt man das ja zu Recht und wir sind längst so weit.