Verteidigungsministerin geht :
Ein Gedenktag für Lambrecht?

Berthold Kohler
Ein Kommentar von Berthold Kohler
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Christine Lambrecht eine großartige Ministerin? Das konnte auch Bundeskanzler Olaf Scholz schon lange nicht mehr glauben.
Nach dem Rücktritt der Ministerin steht auch Bundeskanzler Olaf Scholz unter Druck: Einen zweiten Missgriff kann er sich nicht leisten.

Die beste Entscheidung traf Christine Lambrecht am Schluss. Nach etwas mehr als einem Jahr an der Spitze des Verteidigungsministeriums hat auch sie selbst eingesehen, was vielen ihrer Untergebenen, und nicht nur diesen, längst klar war: dass sie die Falsche für dieses Amt ist und das Amt das falsche für sie. Doch selbst die Wachablösung im Bendlerblock gelingt Lambrecht und dem Kanzler nicht so, dass man sagen müsste: Ende gut, alles gut.

Insbesondere wenn stimmt, dass Lambrecht schon länger an Rücktritt dachte, ist schwer zu verstehen, warum der Kanzler und seine Partei seit dem ersten Pfeifen der Berliner Spatzen Tage brauchen, um die Nachfolge zu regeln. Scholz hätte sich darüber seit einiger Zeit Gedanken machen müssen, denn dass Lambrecht eine Ministerin ist, die „jeden Tag ganz, ganz großartige Arbeit“ leiste, konnte er schon im vergangenen Frühjahr nur noch schwer glauben.

Lambrecht wurde nicht heimisch

Von Anfang an hatte es Zweifel gegeben, dass sie ein Amt würde ausfüllen können, das schon vor der „Zeitenwende“ sehr anspruchsvoll war. Seither aber braucht die „blanke“ Bundeswehr erst recht eine starke und von der Truppe respektierte Führung.

Doch Lam­brecht, die nichts mit Verteidigungspolitik zu tun gehabt hatte, wurde im Bendlerblock nicht heimisch. Sie hat sich nicht die Kompetenz und die internationale Anerkennung erarbeiten können, die unerlässlich sind, wenn Deutschland ein Garant der europäischen Sicherheit sein soll, wie es der Kanzler angekündigt hat.

Dessen Sprecherin begründete die Verzögerung bei der Bekanntgabe, wer nun folgt, mit „Respekt vor der Entscheidung der Ministerin“. Ein Gedenktag für Lambrecht, die, das war nicht weniger kurios, die „mediale Fokussierung“ auf sich als Rücktrittsgrund nannte? Eher schien es schwierig zu sein, eine Person zu finden, die all die Kriterien des Kanzlers erfüllt, darunter offenbar weiter die Geschlechterparität im Kabinett. Auch Scholz selbst steht unter Druck: Einen zweiten Missgriff kann er sich nicht leisten, nicht bei diesem Ministerium, nicht in diesen Zeiten.