Trump bringt sich für Wiederwahl in Stellung
Bei einem Auftritt in Orlando hat US-Präsident Trump angekündigt, für seine Wiederwahl zu kandidieren. Fast eineinhalb Jahre vor dem Termin im November 2020 startete er damit seine Kampagne für die Präsidentschaftswahl. Beobachter analysieren seine Chancen und glauben zu wissen, wen die Demokraten ins Rennen schicken sollten.
Lügnerische Versprechungen
Wieder einmal verspricht Donald Trump das Blaue vom Himmel, kritisiert Index:
„Wenn er wieder zum Präsidenten gewählt wird, dann findet er eine Heilmethode gegen den Krebs und lässt Aids verschwinden. Trump bewirbt sich erneut um die Präsidentschaft. Vier Jahre nachdem er in seinen ersten Wahlkampf einstieg, beginnt er jetzt seine Kampagne für 2020. ... Auch damals machte er schon Versprechungen, die er nicht einhielt. Er sprach beispielsweise davon, die Arzneimittelpreise zu senken, behauptete, Mexiko werde für die Grenzmauer bezahlen, und sagte, dass die Mittelschicht in Zukunft zehn Prozent weniger Steuern zahlen werde.“
Wer Trump abschreibt, denkt zu europäisch
Warum Trumps Wähler so hinter ihm stehen, erklärt der Kurier:
„Man könnte an dieser Stelle all die Fehler aufzählen, die Trump in seinen ersten Jahren gemacht hat, aber das tun die liberalen Medien in den USA wie in Europa ohnehin ständig. Trumps Kernwähler kümmert das nicht: Von ihrer Lebenswelt ist die Russland-Affäre ebenso weit entfernt wie der Syrienkrieg oder Nordkoreas Bombe. Für all das liefert ihnen der Präsident eine klare Schwarz-Weiß-Botschaft, die ihn als Helden und Kämpfer für die USA dastehen lässt. ... Mit dem Endlosprojekt Mauer und ständig neuen Scharfmacher-Aktionen gegen Einwanderer bedient er obendrein die Hauptangst seiner Wähler. Trump hat die Republikanische Partei geschlossen hinter sich vereint wie kein republikanischer Präsident seit Ronald Reagan, einfach weil sie keine Alternative zu seinem populistischen Kurs hat.“
Demokraten haben nur mit Biden eine Chance
Der frühere Vizepräsident Joe Biden könnte Donald Trump mehr Wähler abspenstig machen als andere Kandidaten der Demokraten, analysiert The Independent:
„Biden besitzt die nötige Glaubwürdigkeit innerhalb der Partei, die organisatorische Unterstützung, die Spenderbasis und den Charme, um dem Präsidenten dort zu schaden, wo es sich dieser am wenigsten leisten kann: bei den politisch moderat eingestellten Arbeiterfamilien in Michigan, Pennsylvania und Wisconsin. Wenn man sich eine interaktive Karte mit dem Wahlmänner-Kollegium ansieht, erkennt man, dass Biden gewinnen würde, wenn er diese Bundesstaaten im Mittleren Westen erobert und gleichzeitig jene verteidigt, die Hillary Clinton 2016 gewonnen hatte. Doch was, wenn Elizabeth Warren, Bernie Sanders oder Kamala Harris nominiert werden? Nun, dann würde es für die Demokraten deutlich schwieriger werden.“
Rebellenmasche zieht nicht mehr
In diesem Wahlkampf ist Donald Trump Teil jener Elite, gegen die er beim letzten Mal angetreten ist, analysiert The Irish Independent:
„Trump kann sich nicht länger als der tapfere politische Rebell präsentieren, der gegen die machtvolle Clinton-Maschinerie in den Kampf zieht. Man sollte nicht vergessen, dass sein größtes Plus vor der letzten Wahl seine Gegnerin mit ihrem bemerkenswerten Bemühen war, den eigenen Wahlkampf zum Scheitern zu bringen. Nur in der US-Innenpolitik war es möglich, dass ein milliardenschwerer Bauunternehmer und Fernsehstar aufkommen und sich als mutiger Außenseiter präsentieren konnte. Diese Strategie funktionierte damals, doch jetzt steht dieses Wundermittel Trump nicht mehr zur Verfügung. Nun ist er der Mann, auf den gezielt wird, und eine solche Drucksituation ist er nicht gewohnt.“
Populistischer Dauerzustand
Eigentlich befindet sich der US-Präsident permanent im Wahlkampf, stellt Dagens Nyheter fest:
„Neue Gesetze und Verordnungen sind nicht der Kern der Politik des Präsidenten. Sie kreist vielmehr um wilde Attacken und grandiose Ankündigungen. Am liebsten auf Twitter. ... Wobei dieses Verhalten nicht mal besonders merkwürdig ist. Donald Trumps Versprechen - und die eines jeden Populisten - richten sich nicht auf die Lösung von Problemen aus, sondern auf einen Konflikt mit Gruppen, die seine Wähler nicht mögen. Das wird durch eine permanente Kampagne bedient, nicht durch Sachpolitik.“